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Komotauer Marktplatz mit Ignatiuskirche.

Blick vom Turm der Dekanalkirche

Komotau

(Chomutov)

Aus dem Heimatarchiv Komotau

Im Hintergrund:

Der92er Regimentsmarsch (Komotauer Marsch)

Die erste urkundliche Erwähnung Komotaus geht auf das Jahr 1252 zurück. Friedrich aus Chomutav(u) schenkte am 29. März in einer Urkunde das Oppidum Chomotav neben weiteren Dörfern dem Deutschritterorden.  Im Jahre 1281 wurde die Katharinakirche als Kommendekirche des Ordens geweiht.
Die Bürger der Stadt und der Orden errichteten zwischen 1376 und 1382 Wehranlagen. Komotau war von einem doppelten Graben und doppelten Mauern umgeben. Vier größere Tore führten in die Stadt: Das Weintor von Norden, das Prager Tor von Osten, das "Brotbänke"- Tor von Südwesten und das Kaadner Tor von Westen. Ein Teil dieser Mauer ist in Fragmenten noch heute zu sehen.

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Die Schenkungsurkunde Friedrich von Chomotavs (Original im Preußischen Museum für Deutsche Geschichte)

Der Reichtum des Deutschen Ordens erreichte im nachfolgenden Jahrhundert seinen Höhepunkt. Darauf aber kam der Orden in Schulden, welche im Jahre 1402 die Höhe von 900 Schock und 374 Gulden erreichten. Die strenge Ordnung war einem verschwenderischen Leben gewichen. Der damalige Komptur verlor sein Amt und auch seine Nachfolger hatten wenig Glück. Die Güter des Ordens wurden verpfändet und die Macht des Deutschritterordens war in unserem Lande dahin.
 
Furchtbar aber war das Schicksal, das am 16. März 1421 über die Stadt hereinbrach. Zizkas Hussitenscharen erstürmtem trotz tapferer Gegenwehr der Bürger die Stadt, verwüsteten und plünderten sie. Alle Männer bis auf 30 wurden erschlagen. Diese 30 mußten dann die Toten auf dem Friedhof rings um die Stadtkirche begraben. Bis in den September hinein war die Stadt von den Hussiten besetzt. Darauf mußten diese Komotau den Meißnern übergeben. 1488 schließlich entsagte der Deutschritterorden aller seiner Rechte.
Danach kam die Stadt an die Grundherrn. Es begann mit Benesch von Weitmühl, 1529 Sebastian von Weitmühl und sein Sohn Johann. 1560 Erzherzog Ferdinand, 1571 Bohuslaw Felix von Lobkowitz und Hassenstein. 1588 ging die Herrschaft an Georg Popel von Lobkowitz. Dieser errichtete ein Jesuitenkolleg. Dieses bestand als Gymnasium bis zum Jahre 1932, bevor auf dem Weinberg das Goethegymnasium entstand. Georg Popel fiel
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Hussitensturm auf Komotau

beim Kaiser in Ungnade und endete schließlich im Popelsturm der Burg Elbogen. Die Stadt wurde zu dieser Zeit von einem verheerenden Brand heimgesucht.

Komotau erkaufte sich im Jahre 1605 die Freiheit und wird dadurch 1606 eine freie königliche Stadt.

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Die Dekanalkirche Mariä Himmelfahrt, im Vordergrund die Dreifaltigkeitssäule

 

Die sakralen Bauten erreichen ein hohes Alter. Die Dekanalkirche Mariä Himmelfahrt am Marktplatz vollendete Görg Schremle im Jahre 1539, die St. Barbarakirche im Stadtteil Oberdorf errichtete Georg Popel von Lobkowitz im Jahre 1593. Darauf folgte die Heiliggeist- Kirche im Jahre 1598. Schließlich im Jahre 1668 die Ignatiuskirche, die der Italiener Carlo Lurago für den Jesuitenorden erbaute. Dieses Gotteshaus erreicht die Ausmaße eines mittleren Domes. Schließlich weihte der Gustav Adolf- Verein im Jahre 1899 seine evangelische Kirche am Stadtpark ein. Sie wurde im Jahre 1973 von den tschechischen Machthabern gesprengt.
Komotau hatte zahlreiche berühmte Söhne. Besonders hervorgehoben soll sein: Franz Josef Ritter von Gerstner (Von ihm besteht eine besondere Datei).
Um die Jahrhundertwende des 19./ 20. Jahrhunderts errichtete man eine neue Talsperre im Gröllbachtal, den schönen Stadtpark, das Stadttheater "Parksäle" und die einzigartige Blumenuhr am Rande des Stadtparkes.
Gewissermaßen von der Natur geschenkt wurde uns das schöne Grundtal, durch das der Assigbach die Stadt betritt. Sein bräunliches Wasser hat die Färbung der Erzgebirgsmoore. Das Tal wurde durch den Erzgebirgsverein in den 90er Jahren urbar und dem Fremdenverkehr zugänglich gemacht.
 
Ebenfalls von Mutter Natur geschenkt wurde uns der Alaunsee. Ein aufgelassenes Alaunbergwerk aus dem Mittelalter füllte sich mit Quellwasser. Der See ist 16 Hektar groß und bis zu 4 Meter tief. Er wird seit der Jahrhundertwende als Badesee genutzt.
Die zunehmende Industrialisierung ging in dieser Zeit auch nicht an Komotau vorüber. Der Reichtum an Eisenerzen und Braunkohle ließ die Brüder Mannesmann in Komotau ein Röhrenwerk errichten. Sie entwickelten hier ihre Walzverfahren von nahtlosen Stahlrohren. In der Poldihütte stellte

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Der Alaunsee

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man Qualitätswerkzeuge, wie Feilen und Schweißdrähte her. Die Glockengießerei Herold goß Glocken zur Lieferung in alle Welt.  Die Uhrenfabrik Schlencker und Kienzle aus Villingen- Schwenningen hatte in Komotau ein Zweigwerk. Schließlich stellte die Firma Franck hier den Kaffeezusatz "Zichorie" her, der den Malzkaffee fast zu Bohnenkaffee werden ließ. Insgesamt waren es 52 Großbetriebe die den hier wohnenden Menschen Einkommen und Wohlstand gaben.

Das Jahr 1913 brachte Komotau die Deutsch- böhmische Landesschau. Die deutsche Industrie und die deutsche Handwerkerschaft Böhmens stellte von Juni bis September ihre Produkte am Gelände des späteren Jahnspielplatzes aus. Ein etwa elf Meter großer Deutschherrenritter aus Stein blieb am Rande des Geländes, gewissermaßen als Wahrzeichen Komotaus, stehen. Er wurde noch vor der Vertreibung der meisten Komotauer von den Tschechen in Stücke geschlagen und zu Straßenschotter verarbeitet.
Im Jahre 1932 wurde das schon erwähnte Goethegymnasium , im Jahre 1934 eine Turnhalle, benannt nach Turnvater Jahn vollendet .

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Die Prügelszene am Jahnspielplatz

 

Die  Deutschen in Komotau erlebten das Vertreibungsgeschehen mit besonderer Härte. Im KZ "Glashütte", am Rande der Stadt, wurden im Mai 1945 zahlreiche Frauen und Männer ermordet. Einen traurigen Höhepunkt erreichten die Grausamkeiten am 9. Juni 1945, als 8.000 Männer am Jahnspielplatz zusehen mußten, wie man eine Gruppe ausgewählter Landsleute zu Tode prügelte. Danach wurden die verbliebenen Männer in langer Kolonne das Erzgebirge hinauf getrieben um sie an der Grenze zu Deutschland den Sowjets zu übergeben. Als dies nicht gelang, mußten sie, nach dreitägigem Hungern auf der Straße, in die Arbeitslager nach Maltheuern, Bezirk Brüx marschieren, um dort bis zu zwei Jahre Fronarbeit zu leisten.
Die Vertreibungstransporte wurden in Zwischenlagern, meist in den Schulen, zusammengestellt. Die Schulsäle dienten als Schlafstätten. Vor der Vertreibung wurde noch einmal das Gepäck gefilzt und alles Brauchbare beschlagnahmt. Der Abtransport erfolgte dann vom Abstellgleis der Poldihütte. Bis zu sechzig Personen wurden in Viehwaggons untergebracht. Manchmal schaffte eine Lokomotive den Zug mit etwa fünfzig Waggons nicht, es mußte eine zweite her. Die Fahrt ging dann erst mal nach Westen. In Eger entweder westlich weiter nach Bayern oder in die russische Zone nach Norden. Die weißen Armbinden, die alle Deutschen tragen mußten, lagen massenweise am Grenzpunkt der Eisenbahn.

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Die Gedenkstätte "9. Juni 1945"

Die vertriebenen Komotauer gründeten in der Bundesrepublik Deutschland den Heimatkreis Komotau, als Komotauer Heimatgliederung in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Patenstadt ist die mittelfränkische Stadt Erlangen. In ihr finden alle zwei Jahre Bundestreffen der Komotauer statt.
Zur Erinnerung an den Komotauer Todesmarsch errichtete im Jahre 2003 eine Gruppe Zeitzeugen in Deutschneudorf/ Sachsen die Gedenkstätte "9. Juni 1945". Die Gedenkstätte steht auf historischem Boden. Genau an dieser Stelle hatten die Tschechen die Verhandlungen mit den Sowjets geführt. An dieser Stätte wird alljährlich Anfang Juni von den Komotauern der zahlreichen Opfer gedacht.

Komotau hatte im Jahre 1930   33001 Einwohner , davon 28559 Deutsche.