Am 20.August 2012 wurde der frühere Kreis- und Ortsobmann von Kulmbach Rudolf Kutzer zu Grabe getragen.
Mehr als Hundert Landsleute und sonstige Freunde waren trotz großer Hitze zur Abschiedsfeier auf den Stadtfriedhof von Kulmbach gekommen, was auf die große Beliebtheit des Verstorbenen schließen lässt.
Bei diesem Gedenken würdigte Pfarrer Thomas Wagner von St. Hedwig mit warmherzigen Worten das Leben des Dahingegangenenen.
„ Rudolf Kutzer wurde als Sohn von Emma und Franz Kutzer am 13.07.1924
in Saifenhäusl/ Neudek im Egerland geboren. Hier wirkte in einem idyllischen und einsam gelegenen Forsthaus sein Großvater und pflanzte dem Enkel die Liebe zur Natur ein. Ebenso liebte der Verstorbene die großartige Landschaft seiner Heimat, dieeinem der Ausläufern des Erzgebirges liegt. Für den kleinen Jungen war der Schulweg nach Neudek anstrengend. Im Sommer musste er zu Fuß laufen. Dafür konnte er dank des Schneereichtums im Winter per Ski sein Ziel schneller und leichter erreichen.
Nach dem Tod der Großmutter im Jahr1939 erfolgte der Umzug in das eigene Haus in Neudek. Nun war es leichter auch die dortige Oberrealschule zu besuchen.
Für seine Eltern war es ein Schicksalsschlag, dass sich ihr Sohn 1941mit 17 Jahren freiwillig für den Kriegdienst meldete. Nach seiner Überzeugung ging es darum das Sudetenland vor der Tschechisierung zu retten und die Selbstbestimmung des Sudetenlandes zu sichern.
Rudolf Kutzer geriet gegen Ende des Krieges in amerikanische Gefangenschaft. Sein Vater musste tschechische Haft erleiden. Die Mutter gelangte nach der Vertreibung über verschiedene Stationen nach Hutschdorf bei Thurnau im Kreis Kulmbach. Dort konnten Vater und Sohn dank glücklicher Umstände körperlich unversehrt im Jahr 1946 von der Mutter in Empfang genommen werden.
Der Neubeginn war, wie überall , nicht einfach. Rudolf Kutzer konnte jedoch die unterbrochene Schulausbildung fortsetzen und anschließend in Coburg Architektur studieren. Durch Arbeit als Maurer finanzierte er seine Ausbildung.
Zu Weihnachten1951 lernte Rudolf Kutzer Fräulein Erika Schröter kennen. Sie war ebenfalls eine Heimatvertriebene aus Karlsbad .
1952 kam es zur Verlobung, der die Heirat 1954 folgte. Gleichzeitig erhielt Rudolf Kutzer seine erste Aufgabe als neugebackener Architekt! Er errichtete ein Familienheim im Neubaugebiet der Stadt Kulmbach.
1955 wurde die Tochter Ulrike geboren.
Beruflich war Rudolf Kutzer bei verschiedenen Firmen tätig und wechselte schließlich zum Landbauamt in Bayreuth.
Das gesamte Erwachsenenleben von Rudolf und seiner Frau Erika war überschattet von der Vertreibung aus der Heimat. Überschattet und geleichermaßen gewidmet der Verpflichtung, das Unrecht der Vertreibung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Rudolf Kutzer war Kreisobmann der sudetendeutschen Landsmannschaft von 1972 (oder 1977) bis zu seiner schweren Erkrankung Ende 2011. Er war ein Kämpfer und verteidigte vehement seine Prinzipien.
Für seine Landsleute organisierte er viele Reisen nach Südtirol und in die alte Heimat. Auch andere europäische und innerdeutsche Reiseziele wurden besucht.
Anfangs waren die Reisen für die Heimatvertriebenen gedacht. Im Lauf der Zeit finden immer mehr Kulmbacher, Gefallen an den Reisen und nehmen gerne daran teil. So entstand ein großer Freundeskreis, der auch der Landsmannschaft zu Gute kam.
Rudolf Kutzer war bis über sein 87. Lebensjahr hinaus geistig und körperlich rege. Ende 2011 hatte er allerdings einen Schlaganfall und war seitdem bettlägerig und die letzten Monate im Seniorenheim untergebracht. Am 17. 8. 2012 ist er verschieden!“
Für den Bezirk wies Frau Margaretha Michel noch auf besondere Verdienste des Verstorbenen hin. „Unter Führung von Rudolf Kutzer unterstützte die Landsmannschaft aus Kulmbach einen Kindergarten in Südtirol. Nach dem Fall des Kommunismus spendete die Ortsgruppe Kulmbach einen Kelch für das wiedererrichtete Kloster Tepl. Der Kelch wurde nach dem bayrischen Herzog Tassilo benannt und trägt neben dieser Namensgravur auch den Namen des Spenders der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus Kulmbach. Für seine Verdienste erhielt Landsmann Kutzer die Lodgeman-Medaille. „
Frau Michel brachte auch die Hoffnung zum Ausdruck, dass der landsmannschaftliche Zusammenhalt in Kulmbach weitergehen sollte.
Der Altbezirksobmann Hans-Werner Bruch würdigte Rudolf Kutzer als wahren und standhaften Freund, der ihm immer eine klare Unterstützung zukommen ließ.
Um den Verstorbenen trauert seine hochbetagte Ehefrau Erika, die maßgeblich von Tochter und den andern Angehörigen unterstützt wird. Die zahlreichen Mitglieder der Landsmannschaft aus Kulmbach und Oberfranken, sowie die Freunde aus Kulmbach werden ihn in guter Erinnerung behalten!