Gedenken der Sudetendeutschen zum Tag des Selbstbestimmungsrechts,
Erinnerung und Mahnung an den 04. März 1919 in Bayreuth
Gedenkstunde mit Kranzniederlegung
In Form einer Gedenkstunde mit Kranzniederlegung am Vertriebenendenkmal an den Schlossterrassen erinnerte die Sudetendeutsche Landsmannschaft Orts- und Kreisgruppe Bayreuth an die Missachtung des Selbstbestimmungsrechts der Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien im Jahr 1919.
Weshalb begeht die Sudetendeutsche Landsmannschaft diese Gedenkfeier?
Sie will durch „Erinnern und Mahnen" dafür eintreten, dass Missachtungen des Selbstbestimmungsrechts der Menschen und Vertreibungen in Gegenwart und Zukunft dauerhaft geächtet werden. Rund 66 Millionen Menschen sind derzeit betroffen. Eine schreckliche Zahl.
Der 04. März 1919
Manfred Kees, Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayreuth, erinnerte in seiner Begrüßung an den historischen Ablauf und die Auswirkungen des 04. März 1919. Bei den friedlichen Demonstrationen für die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes, für den Verbleib bei Österreich und gegen die Zwangseingliederung in die neu gegründete Erste Tschechoslowakische Republik wurde von tschechischen Militärverbänden in die Menge geschossen und es gab 54 Tote und mehr als 100 Schwerverletzte.
Neunundneunzig Jahre danach, erinnern die Sudetendeutschen zwar an diese Missachtung der Minderheiten und des Selbstbestimmungsrechts, sind aber
mehrheitlich dazu bereit, heute zu einem befriedigenden nachbarschaftlichen Verhältnis mit der Bevölkerung der Tschechischen Republik beizutragen.
Begrüßung
Besonders begrüßte Manfred Kees, Peter Meyer (FW), Vizepräsident des Bayerischen Landtages, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG), Altoberbürgermeister Dr. Michael Hohl (CSU), Dr. Stefan Specht, Fraktionsvorsitzender CSU und Bezirksrat, Stadtrat Halil Tasdalen (SPD), Helmut Hempel, BdV-Kreisvorsitzender, Karl Heider und Helmut Mürling die früheren Ortsobleute sowie Vertreter der Schlesier und Pommern und den Pressefotografen Andreas Harbach vom Nordbayerischen Kurier.
Und natürlich Gudrun Brendel – Fischer, CSU, MdL, die die Gedenkansprache hielt. Sie ist ebenfalls ein gern gesehener Gast bei den Sudetendeutschen und hat viel Verständnis für deren Anliegen.
Gedenkansprache Gudrun Brendel-Fischer, MdL
„Mit Ihrem jährlichen Gedenken an den 4. März 1919 erinnern Sie an mutige Menschen, an Unrecht und an Gewalt“ begann Gudrun Brendel-Fischer ihre Ansprache. Auch sie erwähnte dann die Details des 4. März 1919 und den blutigen Ausgang. „Entschädigt wurde niemand“. Sie erwähnte weiter die Spirale der Gewalt, insbesondere im 2. Weltkrieg, die Verbrechen des Dritten Reichs und die folgende menschenunwürdige Vertreibung. „Flucht und Vertreibung waren, sind und bleiben völkerrechtswidrige Unrechtstatbestände“ führte Gudrun Brendel-Fischer wörtlich aus, „Aber auf Dauer angelegter Hass und gegenseitige Aufrechnung führen nur zur Verschärfung und weiterer Eskalation. Nur auf der Basis einer zielorientierten Kommunikation, die in eine Zusammenarbeit mündet, können Vorurteile abgebaut und neue Konflikte abgewendet werden“.
„Bei der Vielzahl an Veranstaltungen unserer Vertriebenenverbände, die ich in den vergangenen Jahren besuchen durfte, haben mich die Art Ihrer Aufarbeitung des Geschehenen und Ihr großer Zusammenhalt immer wieder beeindruckt“ fuhr sie weiter fort.
Langsam aber beständig sei es gelungen, dass die Sudetendeutschen mehrheitlich mit den Tschechen einen Ausgleich suchen. Zahlreiche grenzüberschreitende Projekte haben dazu beigetragen. „Ohne das Zutun Ihrer Landsmannschaft wäre das nicht so geordnet möglich gewesen. Für ihr großes Engagement darf ich Ihnen danken“.
Gudrun Brendel-Fischer erwähnte die Ende 2014 feierliche Eröffnung der Repräsentanz des Freistaats Bayern in Prag. Auch der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka war dabei. Gäste sind dort im Übrigen sehr wohl willkommen! Es gibt auch Praktikantenplätze. Auch die bayerische Europaministerin Dr. Beate Merk ist regelmäßig zu Terminen vor Ort. Die Bayerische Staatskanzlei ist mehrmals im Jahr Ausrichterin von Veranstaltungen.
Europäische Entwicklung
Ein weiter angesprochenes Thema war die Frage, wie soll es in Europa weitergehen?
Die Bayerische Staatsregierung ist höchst bestrebt, sich für ein erfolgreiches Europa einzusetzen. „Unsere Begleitung verstehen wir konstruktiv kritisch!“
Dazu gehört, die Europapolitik so auszurichten, dass sie sich der wichtigen und wesentlichen Herausforderungen annimmt, statt sich um die hochkomplexe Vereinheitlichung von Nebensächlichkeiten zu kümmern.
Die Bewältigung bzw. das Abmildern der aktuellen Flüchtlingskrise ist so eine Herausforderung. Diese kann aber nur mit der geballten Kraft aller europäischen Mitgliedsstaaten angegangen werden. Auch Tschechien und Polen müssen hier ihre Hausaufgaben machen. Schließlich profitieren sie auch von den Wohltaten der Europäischen Union in Form von Milliarden aus der EU-Strukturförderung.
Den Schlusspunkt setzte Gudrun Brendel-Fischer mit den Bemerkungen, „dass wir seit 73 Jahren keinen Krieg mehr erleben mussten, dass wir einen sehr hohen Beschäftigungsstand haben, dass unser ausgeprägter Sozialstaat funktioniert, der Menschen in Notlagen verlässlich zur Seite steht – ist mittlerweile so selbstverständlich geworden, dass immer mehr Menschen, vor allem junge Leute davon ausgehen, es gibt gar nichts anderes!“
Den Ausführungen von Gudrun Brendel-Fischer, MdL schlossen sich von Mitgliedern der Sudetendeutschen Landsmannschaft vorgetragenen Gedenkanliegen an, gefolgt von der Kranzniederlegung und vom gemeinsamen gebeteten Vaterunser sowie einem Schlusswort von Helmut Hempel, Warmensteinach, dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden der SL.
Musikalisch umrahmten Manuel Lodes mit seinem Vater Norbert Lodes und ihren Trompeten die Gedenkfeier in hervorragender Weise. Einfühlsam und klanglich einwandfrei, trotz der besonderen Kälte, boten beide ihre Musikstücke dar. Bayern- und Nationalhymne schlossen die würdige Gedenkfeier ab.
Manfred Kees
05.03.2018
Dieter Lux + Adam Hofmann
Fahnengruppe
Landsleute und Gäste im Gespräch
Vater und Sohn Lodes
Begrüßung durch Manfred Kees
Gedenkrede: Gudrun Brendel- Fischer, MdL
Landsleute und Ehrengäste
Vortrag der Fürbitten
Schlußwort Helmut Hempel
Von links: Helmut Hempel, BdV.-Vorsitzender, Gudrun Brendel- Fischer, MdL.,Halil Tasdelen, Stadtrat Bayreuth,