Wir nehmen es, wie`s kommt. - Homepage der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayreuth

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Vortrag: Wir nehmen es, wie`s kommt.
Wir nehmen es, wie`s kommt.
Lesung über eine böhmisch-tschechische Familiengeschichte.

Ein kleiner interessierter Kreis traf sich zu einer zweisprachig dargebotenen autobiographischen Lesung aus dem Roman „Wir nehmen es, wie`s kommt“. Die tschechische Autorin Vera Nosková aus Prag las an diesem Abend live aus ihrem Buch „Wir nehmen es, wie`s kommt“. Pavla, die Heldin des Romans, ist nach dem Zweiten Weltkrieg geboren. Zum Verdruss der Mutter hat sie die Eigenschaften des Vaters geerbt, der die Familie sehr früh verlassen hat. Pavlas Großeltern kehren nach dem Krieg von Wien nach Tschechien zurück. Nach dem Herabsenken des Eisernen Vorhangs sehen sie ihr geliebtes Wien nie wieder und bereuen ihre Entscheidung. Pavla bewegt sich zwischen der Großmutter und ihrer Mutter und der unausbleiblichen Differenz zwischen diesen drei Generationen. Der organisatorische Ablauf der Lesung war etwas gewöhnungsbedürftig, weil Vera Nosková nur tschechisch vorlas und die jeweiligen Textstellen anschließend gekonnt von Valeska Weinrich, Buchhändlerin, aus der deutschen Übersetzung vortrug. Alles blieb damit unkommentiert. Sehr amüsant die Wohlstands Diskussion von Pavla in der Familie. Es gibt keine Bananen, warum stinkt’s bei uns im Laden, warum fällt überall Putz von den Häusern, warum haben wir schlechte Straßen und große Schlaglöcher und weshalb wählen wir dann die Kommunisten, wenn es doch bei uns so schlecht ist? Alexander Dubček als Leitfigur des Prager Frühlings und dessen Niederschlagung 1969 werden erwähnt. Mit einem Themenbruch zu amüsant formulierten körperlichen Empfindlichkeiten bis zur Beschreibung von Wollust setzt sich die Lesung fort.
Pavla kommt spät nach Hause. „Ich komme heim, und es brennt noch Licht!“. „Aber“ so Pavla weiter, „wer will mir noch etwas anhaben?“. Großmutter ist nervös. Es liegt ein Brief mit großer fremder Schrift am Tisch. Der Vater von Pavla sei bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Welcher Vater? Der Vater hatte sich nicht um seine Tochter gekümmert, weil die Mutter kein Interesse daran hatte und deshalb die Briefe verbrannt hat, die von ihm kamen. Es folgt ein heftiger Streit zwischen Tochter und Mutter aber wohl ohne konkretem Ergebnis.
Der Abend und die Lesung wurden etwas moderiert von Monika Stock, der Vorsitzenden der Deutsch Tschechischen Gesellschaft Bayreuth. Die Autorin Vera Nosková selbst äußert sich –außer der Lesung- nur knapp und nur in Tschechisch. Es folgt eine Diaserie über die Biografie der Autorin mit zum Teil beeindruckenden, schrecklichen Bildern bei den Ausschreitungen im Zuge der Beendigung des Prager Frühlings 1969.
Die Veranstaltung wurde in Kooperation zwischen der Evangelischen Erwachsenenbildung der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft und der Sudetendeutschen Landsmannschaft durchgeführt. Soweit so gut.

Manfred Kees
10.05.201
Die Autorin Vera Noskova
Valeska Weinrich
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