Das Bergkreuz am Bindlacher Berg – ein Mahnmal zur Vertreibung
Sonntag, 11. Oktober 2020
In Anwesenheit des ersten Bürgermeisters Christian Brunner, Bindlach, Berthold Just, Kreisheimatpfleger und zahlreichen Gästen, sowie mit einer großen Abordnung der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus Bayreuth hat der Benker Pfarrer Josef Paulmeier das inzwischen dritte Bergkreuz am Bindlacher Berg geweiht. Musikalisch begleitet durch den Posaunenchor und durch kräftigen Gesang der zahlreichen Gäste. Pfarrer Josef Paulmeier verwies auf die Bedeutung des Kreuzes für uns Christen, es bietet Hoffnung, Verbindung zu Gott und ist zentraler Anlaufpunkt für all unsere Sorgen und Nöte aber es ist auch ein Ort, um einmal Dank zu sagen. Ergänzend dazu erklangen die beiden Lieder „Lobe den Herren“ und „Großer Gott, wir loben Dich“.
Dieses Bergkreuz erinnert an das Barackenlager am Bindlacher Berg, an das Ende des zweiten Weltkrieges und vor allem an das Durchgangslager für Vertriebene. Mehr als 300 000 wurden hier bis zur weiteren Verteilung in andere Unterkünfte vorübergehend untergebracht und versorgt. Unsere Familie gehörte auch dazu. Hunger, Not und Elend. Unterversorgung mit Wasser, katastrophale Sanitär-Einrichtungen waren an der Tagesordnung. Wie soll dies weitergehen war eine zentrale Frage?
Und diese sozialen Fragen sind gemeinsam gelöst worden. Sowohl den Aufnahmeleistungen der Einheimischen als auch der Tatkraft der Vertriebenen und Flüchtlinge ist es zu verdanken, dass dies gelungen ist.
Berthold Just, Kreisheimatpfleger zeigte in seinem Kurzreferat die Entwicklung, die Bedeutung und vorhandenen Dokumentationen zum Bindlacher Berg, zur Vertreibung, zur Aufnahme der Vertriebenen und Flüchtlinge und zum Bergkreuz auf.
Ausführlich ergänzt wurden diese Ausführungen durch Dr. Dieter Piwernetz, der stellvertretend für die Sudetendeutsche Landsmannschaft als Zeitzeuge einen spannenden Rückblick gab. Piwernetz war selbst 6 Monate im Barackenlager am Bindlacher Berg und konnte aus seinen Erlebnissen schöpfen. Abgeschossene Flugzeuge als Spielwiese, beengte Wohnsituation in den Baracken, barfuß zur Volksschule nach Bindlach, gescheiterte Planungen für die Ansiedlung der Gablonzer Glas- und Schmuckindustrie, kluge Zukunftsentscheidungen der Politiker, Einsatz der Bürgermeister und Landräte und vieles mehr. Eine spannende, detaillierte und auch launige Darstellung der damaligen Zeitereignisse.
Auch Erster Bürgermeister Christian Brunner richtete ein Grußwort an die Teilnehmer. Für ihn ist das Bergkreuz, es ist das Dritte, ein wichtiges Mahnmal und ein Ort der Erinnerung. Brunner schloss mit einem Zitat des Bundeskanzlers Wolfgang Kohl: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten."
Großen Dank gebührt der Gemeinde Bindlach, allen voran ihrem Ersten Bürgermeister Christian Brunner, für die Wiedererrichtung des Bergkreuzes. Ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur.