Die Geschichte des Sudetenlandes - Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth

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Die Geschichte des Sudetenlandes

Die
Geschichte
des
Sudeten-
landes

auszugsweise nach dem Sudetenland- Wegweiser
und Sudetenland- Lexikon von Rudolf Hemmerle
einer Abhandlung von Gert Schrötter
aus einem Leserbrief von Dr. Walter Kreul, Germering,
nach einem alten Buch "Schönes Sudetenland" von
Prof. Dr. Gierach
und eigenen Ergänzungen des Webmasters


Eingedenk der zahlreichen Verfälschungen der Sudetendeutschen Geschichte in Printmedien, Fernsehen und Internet sehen wir uns verpflichtet, die geschichtliche Wahrheit hier niederzuschreiben. Die Öffentlichkeit möge davon Kenntnis nehmen, daß wir friedliebende Menschen sind und daß wir unsere Vertreibung als Unrecht ansehen. Wir freuen uns über Ihr Interesse für diese Internet- Seite.

Europas wenig bekannte Mitte.


Gedankenlos spricht man von "böhmischen Dörfern", um auszudrücken, man versteht nichts von einer Sache. Und doch war dieses Land Böhmen einst Sitz deutscher Kaiser und Mittelpunkt des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation". In den Ländern der böhmischen Krone Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien lebten jahrhundertelang zwei Völker: Die Tschechen, als westlichstes slawisches Volk und die Deutschen als Teil der germanischen Völkerwelt. Die Sudetendeutschen sind kein einheitlicher Stamm. Sie bevölkerten hauptsächlich die Randgebiete zu Niederbayern, Franken, Obersachsen und Schlesien. Alle haben ihren eigenen Dialekt bewahrt. Darüber hinaus gab es die sogenannten Sprachinseln von Iglau (Jihlava), Brünn (Brno), Olmütz (Olomouc) und das Wischauer Land. Der Name "Sudetenland" kam erst etwa um 1918 auf und rührt von dem Gebirgszug "Sudeten" her, der im Nordosten des Landes an der Grenze zu Schlesien liegt.
Archäologischer Fund im Kreis Komotau

Wiederholt wurden in den letzten sieben Jahrzehnten im Heimatkreis Komotau und darüber hinaus archäologische Funde aus allen Kulturen der Menschheitsgeschichte entdeckt: aus der Jungsteinzeit (5500-4200 v.Chr.) bis zu den Germanen, Römische Kaiserzeit.  
Im Katalog „Blicke in die Vorgeschichte“ zur Dauerausstellung in Komotau, herausgegeben vom Museum in Komotau, ist die Geschichte der Kulturen und die Funde mit Angabe der Orte beschrieben.
Die Fundorte im Kreis Komotau sind: Kaitz, Negranitz, Neosablitz, Neudorf a.d. Bela, Platz, Prahn, Priesen-Stadt, Seestadtl, Sperberdorf, Trauschkowitz, Trupschitz und Witschitz.
Besonders der archäologische Fund in Neosablitz ist bemerkenswert.  Im Jahre 2010 entdeckten Schatzsucher eine germanische Grabstätte auf der Gemarkung Neosablitz an der Pragerstraße auf der höchsten Anhöhe von Horschenz (Flurstück 24, Die achtzehn Beet - siehe Jahrbuch 20, Seite 78). Die folgenden Ausgrabungen im Jahre 2011 legten mehr als 40 germanische Gräber frei. Die meistern waren leider durch langjährige landwirtschaftliche Bewirtschaftung und einige durch laienhafte Ausgrabungen wesentlich beschädigt. Trotzdem konnte die Forschung interessante Bestattungsrituale unserer Germanen beweisen.  Die Gebeine des Verstorbenen wurden in eine Urne gelegt und auf diese oder unter dieser legte man die Grabbeigaben: Fibeln, Gürtelteile, Fragmente eines Knochenkammes, perfekt eingebogene kleine Nadel aus Silber, eiserne Messer, Rasiermesser. Bronzene Schildfesseln und Randbeschläge. Die Waffen wurden neben oder öfter unter die Urne gelegt: Der Schildbuckel eingestochen mit dem Dorn nach unten, auf ihm das vorbildlich zusammengerollte Schwert und Lanzen- oder Speerspitzen. Einige dieser Spitzen waren in der Urne entweder gerade oder verbogen; oder sie steckten daneben. Ihre hölzernen Stiele, die nicht erhalten sind, konnten aus dem Grabhügel emporragen. Als Bestattungsurnen dienten meistens Tonterrinen -  breite tiefe Gefäße, die oft von schweren Landmaschinen zerdrückt wurden. Nur drei Gefäße konnte man vollständig rekonstruieren. Eines davon war am Boden mit einer Swastika versehen – einem uralten Symbol oder dekorativem Element, das in zahlreichen vorgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Kulturen vorkommt   Im Jahre 2015 wurde ein reiches Körpergrab mit einer Bronzepfanne, einer Bronzefibel und einer Bronzegürtelschnalle entdeckt.
Die sicher gestellten Gegenstände bei der Rettungsgrabung im Jahre 2011 in den Brandgräbern des germanischen Gräberfeldes der älteren römischen Kaiserzeit, wurden überwiegend in  Brüx und Prag restauriert beziehungsweise rekonstruiert. Bedauert wird, dass bei der Schatzsuche mit Metalldetektoren, in Unkenntnis der archäologischen Verfahren, zum Verlust wichtiger Daten und Informationen führte. Es ist die Zeitgeschichte, in der die Germanen unter dem Markomannenfürsten  Marbod in Böhmen siedelten.
Der informative deutschsprachige Museumskatalog wurde vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung: -  Investition in Ihre Zukunft – finanziert.

                                                                                       Hedwig Gemmrig
Die Anfänge

Wir können die Geschichte der Sudetenländer auf Grund geschriebener Quellen bis in die Zeit von Christi Geburt zurückverfolgen. Darüber hinaus hat uns die Bodenforschung wichtige Erkenntnisse erschlossen.
Die Sudetenländer waren bereits in vorgeschichtlicher Zeit bewohnt. Dies beweisen zahlreiche archäologische Funde.
Um 400 v.Chr. siedelten die keltischen Bojer im böhmischen Raum. Der Landesname erinnert lateinisch an Boihaemum, altdeutsch Beheim oder eben heute "Böhmen". Es bedeutet Heimat oder Siedlungsland der Bojer und ist germanischer Herkunft. So ist der deutsche Name des Landes tausend Jahre früher bezeugt, als der slawische "Cechy".
Seit Beginn unserer Zeitrechnung saßen germanische Stämme in den Sudetenländern , die Markomannen in Böhmen die Quaden in Mähren. Sie waren Teile des großen germanischen Stammes der Sweben (deren Kernvolk heute noch in Schwaben fortlebt).
Seit Jahrhunderten wohnen Angehörige zweier Völker in Böhmen und Mähren, Deutsche und Tschechen. Diese bewohnen das fruchtbare Innere des Landes, jene haben die gebirgigien Randgebiete inne und ihre Siedlungen legen sich wie ein Kranz um die slawischen Siedlungen. Der Anteil der Deutschen in den Sudetenländern ist größer als die Bodenfläche von Württemberg oder Sachsen, ihre Volkszahl ist höher als die der Deutschen in der Schweiz oder die Gesamteinwohnerzahl von Norwegen. In Böhmen alleine zählt man mehr Deutsche, als Estland, Lettland und Litauen Einwohner haben.
Um 60 v.Chr. erfolgte die Verdrängung, in Böhmen durch die Markomannen, in Mähren durch die Quaden. Es entstand das Markomannenreich unter Marbod.   6 v. Chr. fielen die Römer ein, es kam aber zu keiner Entscheidungsschlacht. Vielmehr bekämpften die Markomannen die Römer auf ihrer Wanderung nach Süden und Südosten. Es war die Zeit der Völkerwanderung. Wahrscheinlich blieben in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts Bevölkerungsreste in den Randgebieten zurück, sowie auch solche der Langobarden, die damals Böhmen durchwanderten.
Im Zuge der Völkerwnderung haben wahrscheinlich die germanischen Stämme ihre Wohnsitze aufgegeben.Aus den Markomannen sind die Bayern hervor gegangen. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts waren Böhmen und Mähren von den germanischen Stämmen geräumt.
In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts drangen Slawen ein. Von den Awaren unterjocht, widerstand ihnen der fränkische Kaufmann Samo und auch im Kampf gegen die Franken. Nach ihm kam der Anschluß an das große Frankenreich Karls des Großen. Den Beginn der Christianisierung stellte die Taufe von 14 böhmischen Landesfürsten  am 13.1.845 in Regensburg dar. 850- 900 bestand das Großmährische Reich. Von den mährischen Herrschern ins Land gerufen, missionierten die Mönche Cyrill und Method im 9. Jahrhundert.
Im Zeitraum von 850 - 1306 herrschte in Böhmen die Herzogs- und Königsfamilie der Premysliden; der bekannteste der Premysliden ist Herzog Wenzel, der die Christianisierung Böhmens und den Anschluß an den Westen vorantrieb. Er starb als Märtyrer durch die Hand seines Bruders. Heute ist Wenzel (Vaclav) böhmischer Nationalheiliger.

Deutsche Siedler, von böhmischen Herrschern gerufen.

Im 12. und 13. Jahrhundert kamen viele Deutsche über die Randgebirge Sudeten, Erzgebirge, Oberpfälzer Wald und Böhmerwald in das Land. Sie kamen nicht als Eroberer, sie wurden von den böhmischen Landesfürsten gerufen. Noch waren die Randgebiete Böhmens unbesiedelt. Undurchdringliche Urwälder erschwerten die Besiedelung. Die deutschen Siedler brachten erfahrung im Roden der Wälder mit sich. Neue Siedlungsformen, das Waldhufendorf, das Angerdorf wurden von ihnen geschaffen. Es waren Bauern, Handwerker und Bergleute, die zur Entwicklung des Landes, in materieller und kultureller Hinsicht, viel beitrugen. Sie erhielten zahlreiche Privilegien, gründeten Städte nach deutschem Recht und es entstanden Klöster der Zisterzienser und Prämonstratenser, die zum Landesaufbau wesentlich beitrugen. Die böhmischen Landesherrn waren froh, daß die deutschen Bauern kamen, denn jetzt brachte der Boden einen Ertrag, den er vorher nicht hatte.
Die deutschen Bergleute ermöglichten durch die Kunst des Tiefbaues eine bessere Ausbeutung der Bergwerke und legten so den Grundstein für die nun folgende Blüte des Bergbaues, die dem Land Reichtum und Ansehen brachte.
Die böhmischen Herrscher heirateten deutsche Frauen. Dies waren u.a. Judith, die Schwester des ostfränkischen Markgrafen Otto von Schweinfurt, Ida von Wettin, Luitgard von Bayern, Gerberga von Österreich, Gertrud von Babenberg, Judith von Thüringen, Kunigunde von Hohenstaufen, und Guta, die Tochter Rudolf von Habsburg. Diese Frauen brachten ihre Ratgeber von zu Hause mit. An ihren Höfen herrschten deutsche Sitte und höfische Dichtung.
Fast alle Städte der Sudetenländer sind im Zusammenhang mit der deutschen Besiedelung entstanden; vorher waren Städte unbekannt; es gab lediglich Gemeinden, die als Handelsplätze angelegt und mit bestimmten Privilegien ausgestattet waren. Seit 1220 entstanden viele Städte, als königliche und als untertänige. Die königlichen erlangten alsbald größere Bedeutung, da sie militärische Stützpunkte des jeweiligen Herrschers, ebenso auch Zentren der Wirtschaft waren und daher zu Ansehen und Wohlstand kamen.
Zu diesen gehörten Leitmeritz, die Prager Städte, Saaz und Königgrätz. Die untertänigen Städte waren vom Adel und der Geistlichkeit gegründet, durch die Rosenberger in Südböhmen. Dies war  Krummau, Neubistritz, Gratzen, Neuhaus, Wittingau, Beneschau. Die Wartenberger gründeten Tetschen und Böhmisch Kamnitz. Die Prager Bischöfe Bischofteinitz, die Olmützer Bischöfe Kremsier und Müglitz, die
Deutschherrn Komotau, die Benediktiner Politz, Kladrau und Tuschkau, die Prämonstratenser Tepl, Staab und Leitomischl. Äußerlich sind zwei Formen vorherrschend, gewachsene oder gewordene Städte. Letztere sind erkennbar an der unregelmäßigen Bebauung.

Die gegründeten, planmäßigen Städte erkennt man am typischen Grundriß der ostdeutschen Koloniestädte. Zentrum ist der Marktplatz, von dem im rechten Winkel die Straßen ausgehen; er ist rechteckig oder quadratisch angelegt,
manchmal ist es nur eine verbreiterte Straße. Kirche, Rathaus und Kaufhaus sind die wesentlichsten Gebäude einer Stadt. Man legte Befestigungsmauern mit Toren und Türme an; deren Reste zeugen heute noch von der Wehrhaftigkeit. Schönheitssinn und praktisches Denken der Bürger schufen schöngiebelige Häuser mit Laubengängen, Brunnen und Denkmälern.
Urkundenbücher und Bürgerverzeichnisse aus vorhussitischer Zeit sind Belege daür, daß die Deutschen in den meisten Städten in der Mehrzahl waren. Die Entstehung der Bergstädte geht ebenfalls auf deutsche Siedler und Bergleute zurück. Schon im 12. und 13. Jahrhundert erreichte der Bergbau eine hohe Blüte; Silber- und Golderze wurden abgebaut. Es entstanden Iglau, Kuttenberg, Graupen, Bergreichenstein und andere Städte im Erzgebirge, Böhmerwald, Egerland, Nordmähren und Schlesien. Im 16. Jahrhundert kamen weitere Bergleute ins Land, welche den Reichtum an Erzen erschlossen und wieder Bergstädte wie St.Joachimsthal, Sonnenberg, Sebastiansberg und Kupferberg gründeten.
Nicht nur die Städte in den geschlossenen deutschen Siedlungsgebieten und den Volkstumsinseln, sondern auch dieselben im slawischen Siedlungsgebiet, wie Beraun, Deutsch Brod,  Chotebor, Hohenmaut, Jermer, Jitschin, Kolin, Königgrätz, Königinhof, Melnik, Nimburg, Pisek, Pilsen,Taus und viele andere waren ursprünglich deutsch. Tschechische Gründung ist lediglich die Stadt Tabor.
In den deutschen Medien werden zur Zeit die deutschen Ortsnamen unserer Städte in großem Maße durch die heutigen tschechischen ersetzt. Im Gebiet des Sudetenlandes waren deutsche Ortsnamen die Regel  und die Städte und Dörfer waren von Deutschen bewohnt.

Böhmen als Königreich

1158 verlieh Kaiser Friedrich I. an Wladislaus II. die Königswürde; diese wurde unter Ottokar I. erblich mit der Lehenshoheit über Mähren. Die Bischöfe von Prag und Olmütz waren fortan Reichsfürsten. Unter König Ottokar II. (1252) erlebte Böhmen die größte Machtentfaltung; er erwarb die Steiermark, Kärnten und Krain, förderte die deutsche Besiedlung und gründete viele deutsche Städte. Königsberg (Kaliningrad) in Ostpreußen verdankt ihm ihren Namen.
Karl IV. war von 1346- 1378  Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Während seiner Regierung, die man das goldene Zeitalter Böhmens nannte, führte er viele Reformen durch, ließ zahlreiche Bauten errichten und förderte Kunst und Wissenschaft. Karl IV. machte Böhmen zum Kernland seiner Macht. Er baute seine Residenz in Prag aus, den Hradschin und den Veitsdom, gründete 1348 die Universität (die erste auf Reichsboden), die Prager Neustadt und erließ 1356 die Goldene Bulle, das wichtigste Grundgesetz des Reiches.
1365 erfolgte die Fertigstellung der Burg Karlstein (Karlstejn); sie diente der Aufbewahrung der Reichskleinodien, die heute in der Wiener Hofburg aufbewahrt werden. Auch der böhmische Kronschatz war dort (heute Veitsdom). Seit 1343 wirkte Baumeister Peter Parler in Prag. Ihm ist der Bau des Veitsdomes zu verdanken.
Karl Sohn Wenzel (1378- 1419) erfüllte die an ihn gestellten Erwartungen nicht und wurde von den deutschen Kurfürsten im Jahre 1400 abgesetzt.

Zur Geschichte von Johannes von Nepomuk: Die Überlieferung berichtet, dass die Königin Johannes zu ihrem Beichtvater wählte. Wenzel wollte nun Johannes zwingen, das Beichtgeheimnis zu brechen, aber der weigerte sich, wurde deshalb gefoltert und in die Moldau geworfen. Durch ein Wunder wurde der Tote geborgen: nach der einen Version trocknete die Moldau aus, so dass man seine Leiche fand. Nach einer anderen Version hatte die Königin eine Erscheinung von fünf Sternen - sie stehen für die fünf Buchstaben von tacui, ich habe geschwiegen - die den Fundort offenbarten. So konnte Johannes beigesetzt werden. Eine Marmorplatte an der Karlsbrücke in Prag zeigt heute den angeblichen Fundort.
Historisch richtiger ist, dass Johannes in den Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel und dem Prager Erzbischof Jenzenstein sein Schicksal erlitt. Der Erzbischof widerstand dem Plan des Königs, ein westböhmisches Bistum zu gründen und dafür das Vermögen des Klosters Kladrau/Kladruby zu verwenden, indem er einen neuen Abt für das Kloster ernannte, was Johannes als Generalvikar bestätigte. Darauf wurden der Erzbischof, Johannes und drei weitere Beamte verhaftet. Der Erzbischof konnte fliehen, Johannes wurde gefoltert, vom König selbst mit Pechfackeln gebrannt, durch die Straßen geschleift und dann in der Moldau ertränkt.

Die Hussitenkriege

Die Lehren des Reformator Johannes (Jan) Huß gewannen in Prag um die Jahrhundertwende von 1400 immer mehr an Bedeutung. Er wurde nach Konstanz vor das Konzil zitiert, fand sich aber zu einem Widerruf seiner Lehren nicht bereit. Trotz Geleitbrief des Kaisers wurde er als Ketzer hingerichtet. Sein Tod löste in Böhmen große Empörung aus. Die Wut der Hussiten richtete sich
gegen die Deutschen im Lande, viele Städte wurden zerstört, die Einwohner grausam ermordet. Der Anführer des hussitischen Heeres Jan Ziszka sprach beim Sturm auf Komotau in Nordböhmen am 16.3.1421 die bedeutsamen Worte: " Überall Menschen, in Komotau nur Deutsche." Erst mit der Niederlage des hussitischen Heeres bei Lipan kam es zu einem Ende der Hussitenkriege.

In der Zeit von 1471 bis 1526 regierten die Jagellonen über Böhmen und Mähren. Wladislaw II. (1471- 1526) ist zu erwähnen. Auf ihn gehen hervorragende Bauwerke in Prag zurück, der nach im benannte Saal auf dem Hradschin, ein Audienzzimmer, der Ludwigstrakt und das Oratorium im Veitsdom.


Die Habsburger


Von 1526 bis 1564 regierte Ferdinand von Österreich aus dem Hause Habsburg. In Ferdinands Zeit fielen die Kämpfe mit den Türken. Abermals kamen wieder viele Deutsche ins Land, was einen Aufschwung bewirkte. Es entwickelten sich die Glasmacherei, Weberei und Tuchmacherei. Zur geistigen Entwicklung trugen die Jesuiten bei, die Kollegien gründeten in Brünn, Komotau, Iglau, Krummau und Olmütz. Sein Sohn Rudolf II. (1576- 1612) holte Künstler, Literaten, Musiker und Astronomen (Tycho Brahe und Johannes Kepler) aber auch Alchimisten nach Prag.

1609 nötigten die böhmischen Stände Rudolf den sog. Majestätsbrief ab; dadurch erhielten die Protestanten Religionsfreiheit und das Recht, auf königlichem Besitz Kirchen zu erbauen. Ein interkonfessioneller Ausgleich gelang aber nicht.


Der Dreißigjährige Krieg


Kaiser Ferdinand war das Haupt der Gegenreformation der Katholiken. 1618 kam es zum Zweiten Prager Fenstersturz. Anlaß war die Verletzung des Majestätsbriefes in Klostergrab und Braunau. Am 13. Mai 1618 warfen die Protestanten auf der Prager Burg die Statthalter des Kaisers, Martinic und Slawara, aus dem Fenster der Burg in den Burggraben. Dieser böhmische Aufstand entwickelte sich allmählich zum Dreißigjährigen Krieg zwischen der katholischen Liga und der evangelischen Union. Im Jahre 1619 kam es in Böhmen zur Ausrufung eines Wahlreiches. Die Stände wählten Friedrich, Kurfürst von der Pfalz, zum König.

Am 8. November 1620 kam es zur Schlacht am Weißen Berg. Gegner waren die protestantischen Stände und das katholische Lager. Die Schlacht war kurz. Friedrich floh aus Prag. 1621 kam es unter Fürst Karl von Liechtenstein zu einem Blutgericht gegen die Aufständischen. 27 Aufrührer, Tschechen und Deutsche wurden auf dem Altstädter Ring hingerichtet. Ihre Güter und die ihrer Anhänger wurden eingezogen. Die evangelischen Pfarrer und rund 150.000 Protestanten mußten das Land verlassen.

Der bekannteste Feldherr des Dreißigjährigen Krieges war Albrecht von Wallenstein, Herzog von Friedland und Mecklenburg. Bei der erwähnten Konfiszierung erwarb er große Güter, u.a. das Herzogtum Friedland. 1630 wurde er als Kommandiernder entlassen, aber 1632 wieder berufen. Als Verräter wurde Wallenstein danach vom Kaiser abgesetzt und am 25. Feber 1634 in Eger ermordet.

Den Oberbefehl übernahm fortan Ferdinand III., König von Böhmen und Kaiser. Der Westfälische Friede von 1648 beendete den Krieg, der auf Böhmen verheerende Auswirkung hatte. Ganze Landstriche waren entvölkert. Auch die Pest hatte viele dahin gerafft. Sinnlose Zerstörungswut hatte zahlreiche Werke der Kunst vernichtet.


Barockzeit


Auf Ferdinand III. folgte sein Sohn Leopold I., 1658 auch zum Kaiser gewählt. Unter ihm wurde das Habsburgerreich zur Großmacht. Die Barockkunst erreichte ihr größte Blüte. Kirche und Adel beriefen die besten Künstler und ließen einmalige Bauten errichten. Der Jesuitenorden tat sich in seinen Kirchen besonders hervor. Diese Kleinodien hatten zumeist die Kirche "Il Gesu" in Rom zum Vorbild und waren dem hl. Ignatius geweiht.

Auch in der Bildhauerei entstand Großartiges. Genannt seien nur die Namen von Vater und Sohn Dientzenhofer, Johann Bernhard Fischer, Peter Brandl, Wenzel Hollar, Daniel Gran, Raphael Donner und Johann Brokoff und für Franken Ferdinand Tietz, geboren auf Schloß Eisenberg in Nordböhmen. Aus Eger stammte Balthasar Neumann, welcher sich in Franken mit zahlreichen Kirchen und Profanbauten verewigte.

Kirchengeschichtlich war die Gründung des Bistums Königgrätz und Leitmeritz von Bedeutung.

Unter Karl VI. wurden die Bemühungen um die Entwicklung von Gewerbe und Handel intensiviert. Man baute Straßen, machte Elbe und Moldau durch Schiffe befahrbar. Die Textil- und Glasindustrie wurde gefördert.

Auf Karl VI. folgte dessen Tochter Maria Theresia, 1643 in Prag gekrönt. Friedrich der Große beanspruchte Schlesisches Gebiet. Deshalb begann er den Ersten Schlesischen Krieg (1740- 1742) In Zweiten Schlesischen Krieg (1744-1745) besetzte Friedrich II. vorübergehend Prag, Tabor, Budweis und Frauenburg. Den Dritten Schlesischen Krieg (1756- 1763), den Siebenjährigen, führte Maria Theresia, um die besetzten Gebiete zurückzugewinnen. Die Niederlage Friedrichs bei Kolin zwang ihm, die besetzten Gebiete aufzugeben.
Im Hubertusburger Frieden mußte Maria Theresia Schlesien abtreten.
Das Jahr 1763 hatte für Böhmen besondere Bedeutung. Damals wurde bei der Prager Universität erstmals eine Vorlesung in deutscher Sprache gehalten; die lateinische Sprache wurde schrittweise dort und auch an Gymnasien von der deutschen Sprache abgelöst.
Die Kaiserin führte viele Reformen ein,
im Rechtswesen, der Verwaltung und im Wirtschaftswesen. Für das Volk war wohl die Schulreform am bedeutsamsten.

Noch größer waren die Reformen Josephs II.(1780- 1790), seit dem Tode von Franz I. Mitregent der Kaiserin und deutscher Kaiser. Wichtige Entscheidungen Josephs waren das Toleranzpatent für die Protestanten und die Erlasse der Bauernbefreiung (Aufhebung der Leibeigenschaft) von 1781/ 1782. Was Friedrich der Große in Preußen tat, machte er in Böhmen. Joseph II.befahl den Bauern die Kartoffel anzubauen. Die Bevölkerung hatte mehr zu essen und Hungersnöte waren seltener. Man setzte ihm zum Dank in Böhmen zahlreiche Denkmale.
Viel tat der Kaiser zur Integration der Juden. Er beseitigte Ghettos,
zwang die Juden, ihre bisherigen Namen abzulegen, ließ sie beliebige Berufe ergreifen und studieren. In seine Regierungszeit fielen die Gründung vieler Fabriken insbesondere der Textilfabrikation, Spinnereien, Flachs- und Baumwollweber.
In Prag begründete Graf Nostiz Rieneck 1783 das deutsche Nationaltheater. Vier Jahre danach wurde hier Mozarts "Don Giovanni" uraufgeführt.

19. Jahrhundert

Kaiser Franz II: erhob 1804 seinen Machtbesitz zum Kaisertum Österreich. Alle Fürstentümer und Provinzen behielten aber ihre bisherigen Namen, Vorrechte und Titel bei.
Die Regierung Franz II.(1792- 1835) war gekennzeichnet durch die napoleonischen Kriege. 1805 fiel Napoleon I. in Böhmen und Mähren ein. Bei der Schlacht bei Austerlitz (Dreikaiserschlacht) blieb er Sieger. Prag wurde Asylort für die führenden Männer Kleist, Stein, Gentz und Gneisenau. Höhepunkt war die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813.
1806 wurde das Polytechnikum in Prag eröffnet, die erste technische Hochschule im deutschen Sprachbereich. Den größten Anteil am Entstehen hatte Franz Joseph Gerstner aus Komotau. Von ihm stammte auch die Idee, eine Eisenbahn von Budweis nach Linz, die dann zwischen 1825 und 1832 als Pferde- Eisenbahn gebaut wurde. Bis zur Jahrhundertmitte wurden dann Dampf- Eisenbahnen gebaut.
1833 kam es zur Gründung der Gesellschaft zur Förderung der Industrie in Böhmen.
1861 richtete der Böhmische Landtag eine Adresse an den Kaiser, sich zum König von Böhmen und Mähren krönen zu lassen. Dies war die letzte gemeinsame Aktion von Deutschen und Tschechen. Im Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich kam es 1861 zur Entscheidungsschlacht bei Königgrätz, welche zum Nachteil Österreichs ausging.


Im Jahre 1884 wurde der Deutsche Böhmerwaldbund, 1886 der Bund der Deutschen Nordmährens, 1894 der Bund der Deutschen Böhmens gegründet. 1890 scheiterte der Ausgleich zwischen Deutschen und Tschechen (Böhmischer Ausgleich) am Widerstand der Jungtschechen, welche die Auflösung der Monarchie anstrebten. Ministerpräsident Badeni erlies eine Verordnung, der die Amtsführung in beiden Sprachen vorsah. Der seit 1898 vorbereitete "Mährische Ausgleich" wurde 1905 angenommen. Für Böhmen gab es keinen Ausgleich.
Über den Kontinent wütete von 1914 bis 1918 der Erste Weltkrieg.

Von 1918 bis 1945

Nach dem 1. Weltkrieg und damit auch dem Zusammenbruch der Österreich Ungarischen Monarchie, sollte Europa neu geordnet werden. Oberstes Prinzip: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker (US Präsident Wilson).
Die Wurzel der sudetendeutschen Tragödie liegt, einmal abgesehen von über Jahrhunderte schwelenden Nationalitäten- Problemen in der alten Donau- Monarchie, im Ergebnis der sogenannten Pariser Vorort- Verträge von 1919. Die Siegermächte stimmten dort der Gründung eines Staates zu, den es
bisher noch nicht gegeben hatte. Der Kunststaat hieß Tschechoslowakei. In ihn sollten auch die Sudetendeutschen hineingepreßt werden.
Obwohl sich schon am 29. Oktober 1918 die Deutsch- Böhmen (Sudetendeutsche) zu einer Provinz Deutsch- Österreich nahezu einmütig bekannt hatten, beschied der erste Präsident der jungen Tschechoslowakei, Masaryk, am 23. Dezember 1918: "Die von den Deutschen bewohnten Gebiete sind und bleiben unser!" Wohl wissend, daß die Tschechoslowakei ohne die hochindustrialisierten deutschen Gebiete mit 3,5 Mill. Einwohnern (ein Drittel des Staatsvolkes) gar nicht lebensfähig gewesen wäre. Dazu kam, daß Prag, die neue Regierung der Weltöffentlichkeit versprochen hatte, die Tschechoslowakei als eine Art Schweiz zu gestalten. Das erwies
sich als Täuschung. Denn: Prag setzte von Anfang an auf das Prinzip der nationalen Alleinherrschaft. Die Tschechen schufen, allen Protesten zum Trotz, vollendete Tatsachen. Tschechisches Militär besetzte die sudetendeutschen Gebiete noch vor der Pariser "Friedenskonferenz" im Jahre 1918. Als in mehreren sudetendeutschen Städten die Sudetendeutschen dagegen friedlich demonstrierten, schoß das tschechische Militär
wahllos in die Menge. Es gab Tote und Verletzte, darunter Frauen und Kinder (4. März 1919). Die Rechte der Minderheiten, allen voran die Sudetendeutschen, wurden beschnitten, die Deutschen zu Bürgern 2. Klasse gemacht.
Es wird behauptet, Hitler hat das Tor zur Vertreibung der Sudetendeutschen aufgestoßen. Sie sei eine Folge des Nazi Regimes gewesen. In Wirklichkeit war die Vertreibung von den Tschechen eigentlich schon geplant, als es
noch keine Nazis gab.Die Abschiebung war von den Tschechen bereits ein Plan seit der Gründung der Tschechoslowakei in den Jahren 1918/19. So hieß es bereits am 26. Oktober 1918 in Bohemia: " Die Deutschen sollen hierzulande auf ihrem eigenen Boden nur solange geduldet werden, als sie parieren. Sonst mögen sie ihren Grund verkaufen, ihr Bündel schnüren und gehen." Die Zeitung Zlata Praha drückte es 1919 noch drastischer aus: "Die Deutschen müßten mit  der Peitsche über die Grenzen hinaus getrieben werden." Tomas Masaryk, der erste Tschechoslowakische Präsident, sagte bereits am 10. Januar 1919 in einem Interview mit der französischen Zeitung " Le Matin" über eine rasche "Entgermanisierung" des Sudetenlandes. Edvard Benes Initiator der berüchtigten, nach ihm benannten Benesdekrete, tat am 29. Oktober 1920 kund, "daß den Deutschen kein Selbstbestimmungsrecht gegeben werden darf, daß sie sich besser an Galgen und Kandelabern aufhängen mögen." In einer Rede in Tabor am 3.6.1945 sagte er: "Werft die Deutschen aus ihren Wohnungen und macht den Unsrigen Platz. Alle Deutschen müssen verschwinden. Was wir im Jahre 1918 schon durchführen wollten, erledigen wir jetzt."
Über diese Entwicklungen gibt es zahlreiche Dokumente. Eines davon: Die Denkschrift der Deutschen Sozialdemokratischen Partei in der Tschechoslowakei an den Sozialistenkongreß in Hamburg, Datum 21. Mai 1923.
Wirtschaftliche Not, hohe Arbeitslosigkeit, von der besonders die deutschen Siedlungsgebiete betroffen waren, Austausch aller deutschen Staatsbeamten gegen tschechische, eine gegen die Deutschen gerichtete Schulpolitik- das alles und mehr trug dazu bei, daß Sudetendeutsche und Tschechen nicht gerade Freunde wurden. Scharfmacher auf beiden Seiten hatten ein leichtes Spiel. Die Sudetendeutschen in der Mehrzahl wollten nur eines: Raus aus diesem Staat.
Da kam Hitler und versprach "Heimholung ins Reich". Die Westmächte, ihre Demokraten, die sich noch zu gut erinnerten, daß sie 1918/19 das von US Präsident Wilson heilig versprochene Selbstbestimmungsrecht der Völker, was die Sudetendeutschen u.a. betraf, kaltschnäuzig ignorierten, besserten im Münchner Abkommen nach.  Sie erkannten nicht , daß Hitler auf brutale Okkupation aus war und die Sudetendeutschen nur Bauern im Spiel.
Und die Sudetendeutschen? Sie jubelten ihm und seinen Soldaten zu, sie waren "heimgeholt", vom Nationalsozialismus hatten die wenigsten eine Ahnung. Vermutlich hätten sie auch einem Buddhisten zugejubelt, wenn er sie nur vereint hätte mit einem Land ihrer Sprache.
An den Verbrechen der Nazis, verübt seit dem im März 1939 besetzten Protektorat, waren am wenigsten Sudetendeutsche beteiligt. Und: Eine überwältigende Zahl von Tschechen lebten sehr gut mit den Deutschen (keine Wehrpflicht, genug zu essen, gut bezahlte Arbeit). Wer sich allerdings gegen die Besatzer stellte, mußte es büßen. Der Widerstand gegen die Deutschen hielt sich, anders als in Frankreich, sehr in Grenzen. Benesch, im Londoner Exil, war verzweifelt. Die Attentäter, die auf SS- Heydrich angesetzt waren, mußten aus England eingeflogen werden (!) Daß die Deutschen mit einem Masakker auf den Tod ihres Statthalters reagieren würden, war von Benesch kalkuliert und gewünscht. Lidice wurde zum Guernica der Tschechen.
Der Haß gegen die Deutschen, gegen alle Deutschen im Land, wurde in den letzten Kriegsmonaten auch von London aus angestachelt. "Schlagt sie, tötet sie...., laßt ihnen nichts, als ein Taschentuch zum Weinen...."
Die Wirkung ist bekannt. Die brutalsten Vertreibungen, die Massaker ereigneten sich schon in den letzten Kriegstagen und in den Monaten kurz nach Kriegsende. Ehe die Potsdamer Konferenz ihren Segen für eine" humane Umsiedlung" gab. Etwa 220. 000 Vertreibungstote sind zu beklagen: Erschossen, zu Tode gefoltert, umgekommen in sog. Arbeitslagern.
Die Deutschen wurden vertrieben, weil sie Deutsche waren, wie die Juden vertrieben und vernichtet wurden, weil sie Juden waren. Beide büßten für eine Schuld, die ihnen keiner erklären konnte.
In Böhmen haben Abneigung, Mißtrauen und Haß gegen die Deutschen, die einst böhmische Könige ins Land holten, eine lange Geschichte. Nach Zeiten friedlichen Zusammenlebens mündete der Haß manchmal in Orgien der Verfolgung und Blut (Hussitenkriege).
In der Donaumonarchie fühlten sich die Tschechen als ein Volk von Dienstboten und Schuhputzern abgestempelt. Ihr übersteigertes Nationalbewußtsein verlangte nach einem Staat, in dem sie allein das Sagen hatten. 1918 wurde ihr Traum Wirklichkeit. Die Tschechen verfielen in einen nahezu krankhaften Nationalismus. Es gab längst vage Pläne, die Deutschen mal aus dem Land zu werfen.
In seinem Londoner Exil (1939-1945) arbeitete Benesch dafür konkrete Pläne aus und gewann dafür auch die Alliierten. Zurückgekehrt nach Prag, ließ er sie an den Sudetendeutschen vollstrecken. Als Vorwand diente die Behauptung, die Sudetendeutschen seien die "Fünfte Kolonne" Hitlers gewesen und schuld an der Zerstörung der Tschechoslowakei, die Hitler 1939 zum "Protektorat Böhmen und Mähren" machte.

Die Vertreibung der Sudetendeutschen

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges besetzten die Amerikaner Westböhmen, zogen sich aber wieder über die Reichsgrenze zurück. Später marschierte dann die Rote Armee im ganzen Sudetengebiet ein. Es setzte blutiger Terror gegen alle Deutschen ein. Die Vertreibung der Sudetendeutschen geschah auf unmenschliche Weise.
Am 31. Mai 1945 wurden 25.000 Brünner ohne Gepäck zu einem mehrere Kilometer langen Zug zusammen getrieben und aus ihrer angestammten Heimat hinaus nach Österreich getrieben. Es kam zu gewaltigen Grausamkeiten durch den tschechischen Mob. Etwa 1.500 Menschen lagen ermordet am Straßenrand. Sie wurden in unbekannten Massengräbern beerdigt.
In Aussig wurden zahllose Deutsche am 31. Juli 1945 von der späteren Benes- Brücke in die Elbe gestürzt, weil man ihnen die Schuld gab, daß ein Munitionslager explodierte.
In Prag schließlich wurden die Deutschen am Altstädter Ring, dem Strahow- Stadion und in verschiedenen Stadtteilen zusammen getrieben und bestialisch gelyncht.
In Komotau wurden am Jahnsportplatz etwa 8.000 Männer zusammengetrieben und, nachdem eine Reihe erschlagen wurden, der Rest das Erzgebirge hinaufgetrieben um den Sowjets übergeben zu werden. Als dies mißlang, mußten diese bedauernswerten Menschen in die Arbeitslager von Maltheuern (Zaluzi) marschieren und bis zu 1 1/2 Jahre Fronarbeit leisten.
Gleiches geschah in vielen Orten des Sudetenlandes.
Den Deutschen wurde die Staatsangehörigkeit aberkannt, ihr Besitz beschlagnahmt.
Die eigentliche Vertreibung geschah erst wild und ungeordnet. Die Einwohner wurden aus ihren Wohnungen gewiesen mit minimalem Gepäck. An Zeit zu packen gab es ein Limit von höchstens einer Viertelstunde. Danach wurde das Haus/ die Wohnung versiegelt.
Die Wohnungen standen oftmals lange Zeit leer oder wurden nie wieder bezogen.
Die deutschen Bewohner aber mußten in grenznahen Gebieten über die deutsche Reichsgrenze fliehen und dort nach einer Unterkunft schauen.
Nach diesen ersten "wilden" Vertreibungen bestimmte das Potsdamer Abkommen ( 2. August 1945) die "Abschiebung" der Deutschen in "ordnungsgemäßer und humaner Weise". Die Wirklichkeit war das Gegenteil von human. Zahlreiche Menschen wurden ermordet oder starben. In Viehwaggons abtransportiert, kamen sie in den Nachbarländern Deutschland und Österreich an. Deutschland war vom Krieg durch Bombenterror selbst gekennzeichnet. Für die neuen Bürger waren Notunterkünfte und Barackenlager die Regel.
Ende 1950 betrug die Zahl der Deutschen in der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, in Österreich und in den anderen Ländern über 3.000.000.
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Viele aber wurden in der Tschechoslowakei zurück behalten und zur Zwangsarbeit eingesetzt. Sie kamen in  Konzentrationslager oder beispielsweise nach St. Joachimsthal in die Urangruben. Ohne Schutz vor Strahlen starben sie bald oder fristeten ein erbärmliches Dasein. Zurückbleiben mußten vor allem zahllose Facharbeiter aus der Industrie.

Gründung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

In Deutschland schlossen sich die Heimatvertriebenen bald zusammen. 1950 wurde die Sudetendeutsche Landsmannschaft gegründet. Ihre Sprecher waren seitdem:

Dr. Rudolf Lodgmann von Auen

Hans Christoph Seebohm

Dr. Walter Becher

Franz Neubauer

Franz Böhm und

Bernd Posselt

Es kam zur Gründung der Ackermann Gemeinde, der Seliger Gemeinde, des Witiko- Bundes und des Adalbert Stifter- Vereins. Innerhalb der SL wirken der Sudetendeutsche Rat, die SL- Österreichs, das Sudetendeutsche Archiv und die Sudetendeutsche Stiftung.
Am 30. November 1949 wurde die Eichstätter Erklärung veröffentlicht, in der die Sudetendeutschen für ein tragbares Verhältnis zu den westslawischen Nachbarn eintraten. In der Charta der Heimatvertriebenen vom 5. August 1950 verzichteten sie auf Rache. Dieses Grundgesetz wurde 1950 in der Detmolder Erklärung festgeschrieben.
1954 übernahm der Freistaat Bayern über die Sudetendeutsche Volksgruppe die Patenschaft. Damit wurden die Sudetendeutschen neben Altbayern, Schwaben und Franken Bayerns "vierter Stamm".
Die Heimatvertriebenen brachten sich hervorragend in der Wirtschaft ein. Bei Kaufbeuren entstand Neugablonz mit seiner Glas- Industrie und die Graslitzer und Schönbacher  Musikinstrumentenindustrie in Nauheim bei Groß Gerau und Bubenreuth bei Erlangen. Schließlich die Glasindustrie in Warmensteinach und Fichtelberg im Fichtelgebirge. Sie alle bildeten bedeutende Wirtschaftszweige mit hohem Steueraufkommen.
In den ehemaligen Sudetenländern wurde zwar die Wirtschaft unter tschechischer Leitung weiter geführt, hat aber nie wieder seine ursprüngliche Bedeutung erreicht. Viele Betriebe erloschen vollständig. Am Rande der Innenstädte entstanden Trabantenstädte mit Plattenbauten. Die Innenstädte selbst zeigen zwar saubere Fassaden, aber viele Häuser sind unbewohnt. In Nordböhmen entstand durch Braunkohle- Tagebau eine Ödlandschaft. Zahlreiche Städte und Dörfer mußten weichen. Die Wälder wurden durch die giftigen Gase der Kraftwerke vergiftet, meilenweit gab es nur tote Bäume.
So wie unser Sudetenland einst zu unserer Zeit war, wird es wohl nie mehr sein.
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