Böhmisch-
Leipa
(Cesky Lipa)
nach Wikipedia
Česká Lípa (deutsch Böhmisch Leipa) ist eine Stadt im Liberecký kraj im Norden Tschechiens. Sie liegt an der Ploučnice, in die am westlichen Stadtrand die Šporka und der Robečský potok einmünden.
Geschichte
Die Stadt war ursprünglich eine kleine Siedlung im Besitz der Herren von Lípa. Sie erhielt 1381 Stadtrechte. Die Stadt gehörte wechselnden Herrschaftsinhabern; von 1634 bis 1848 war sie im Besitz der Familie Kaunitz. 1850 wurde Böhmisch Leipa zur Bezirksstadt und zu einem Eisenbahnknotenpunkt in
der Monarchie Österreich-Ungarn. Des Weiteren befand sich der Sitz des Gerichtsbezirks Böhmisch Leipa in der Stadt.
Nach dem Ersten Weltkrieg fiel der Ort 1918 an die Tschechoslowakei aufgrund des Vertrags von Saint-Germain. Durch das Münchner
Abkommen wurde die Stadt 1938 bis 1945
als Teil des Sudetenlandes dem Deutschen Reich eingegliedert. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wurde ein Großteil der deutschböhmischen Bevölkerung 1945 bis 1946
in der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei, legalisiert durch die Beneš-Dekrete, enteignet und zum Verlassen der Stadt gezwungen.
Am 1. Dezember 1930 hatte Böhmisch Leipa 13.714 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 12.000 und am 22. Mai 1947 11.991. Viele Neubürger aus Mittelböhmen und der Slowakei, sogenannte „Repatrianten“, und Roma siedelten sich in der Nachkriegszeit hier a
Der Name Česká Lípa leitet sich von dem alten böhmischen Adelsgeschlecht von Leipa (tschechisch z Lipé) bzw. dem tschechischen Wort Lípa für Linde ab.
Die Stadt Česká Lípa besteht aus den Ortsteilen Častolovice (Schaßlowitz), Česká Lípa (Böhmisch Leipa), Dobranov (Dobern), Dolní Libchava (Niederliebich), Dubice (Kleinaicha), Heřmaničky (Hermsdorf), Lada (Jägersdorf), Manušice (Manisch), Okřešice (Aschendorf), Písečná (Pießnig), Stará Lípa (Altleipa), Vítkov (Leskenthal), Vlčí Důl (Wolfsthal) und Žizníkov (Schießnig)[3]. Grundsiedlungseinheiten sind Častolovice, Česká Lípa-historické jádro,
Dobranov, Dolní Libchava, Dolní Špičák (Niederspitzberg), Dubice, Dubická, Heřmaničky, Holý vrch, Horní Špičák (Oberspitzberg), K Manušicím, Ke Stružnici, Kopeček, Lada, Manušice, Městský park, Na Bídě, Nádražní, Nový Žizníkov, Obecní les, Okřešice, Písečná, Pod Holým vrchem, Poříčí, Průmyslový obvod, Rasova Hůrka, Robeč (Robitz), Sídliště Lada, Sídliště Sever, Sídliště Střelnice, Slovanka, Smetanovo nábřeží, Stará Lípa, Střední Špičák (Mittelspitzberg), Svárov (Schwora), Špičák (Spitzberg),
U hřbitova, U Libchavy, U nemocnice, U Okřešického rybníka, U panelárny, U stadiónu, U staré cihelny, Vítkov, Vlčí Důl, Vřesoviště, Za Starou Lípou und Žizníkov[4].
Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Častolovice u České Lípy, Česká Lípa, Dobranov, Dolní Libchava, Dubice u České Lípy, Heřmaničky u Dobranova, Lada, Manušice, Okřešice u České Lípy, Písečná u Dobranova, Stará Lípa, Vítkov u Dobranova, Vlčí Důl und Žizníkov[5]
Sehenswürdigkeiten
Augustinerkloster, gegründet im Jahre 1627 von Albrecht von Waldstein, genannt Wallenstein, an der Stelle eines kleinen Schlosses der Adelsfamilie Berka von Dubá, gemeinsam mit der Gründung einer Lateinschule. In der Mitte des Kreuzganges befindet sich eine Loreto-Kapelle aus dem Jahr 1698. In der Achse des westlichen Flügels des Kreuzganges befindet sich die ehemalige Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit mit einem Altarbild von Ignaz Raab. Im Kloster befinden sich heute ein Heimatmuseum und Galerie mit Sammlungsstücken der Heimatforscher Franz Hantschel und Anton Paudler.
Historisches Zentrum, Marktplatz mit erhaltener historischer Bebauung, mit Springbrunnen und Pestsäule der Heiligsten Dreifaltigkeit mit Statuen des Zittauer Bildhauers J. Ch. Ulrich aus dem Jahr 1681.
Städtischer Park, angelegt im Jahre 1875, mit sieben Hektar einer der größten Parks in Böhmen
Kirche der Kreuzerhöhung, einschiffiger gotischer Bau mit fünfseitiger Vorhalle und Zeltdach aus dem Jahre 1385 und Hauptaltar aus dem Jahre 1697. An der Südseite ein gotisches Portal mit Wappen des Geschlechts Berka von Duba und Leipa.
Maria-Magdalenen-Kirche aus dem 13. Jahrhundert. An der Nordseite der Kirche befindet sich die barocke Propstei.
Renaissance-Lustschloss, Rotes Haus, ehemaliges Jagdschloss aus dem Jahre 1583, erbaut von Dietrich Georg Berka von Duba. Im Jahre 1883 wurde das Schloss von Professor Steffen stilvoll restauriert. Die inneren Wandgemälde wurden größtenteils vernichtet, an der Stirnfassade ein Streifen mit Jagdszenen und Säulengalerie mit Männer- und Frauenköpfen – der mittlere Kopf stellt wohl den Dichter Dante dar.
Burg Lipý, Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert, erhalten sind lediglich ein Teil des Mauerwerks und zwei gotische Tore. Die Burg wurde im 15. und 17. Jahrhundert als Schloss im Renaissance-Stil umgebaut, diente später als Zuckerfabrik und wurde in den 1950er Jahren gesprengt.
Bewegliches Klappenwehr am Polzen-Fluss, mitten in der Stadt, errichtet im Jahre 1910 nach einer Konstruktion von J. Záhorský.
Alter Jüdischer Friedhof von 1479 und Neuer Jüdischer Friedhof von 1905. Der älteste Grabstein befand sich an der Ostfront des alten Friedhofs. Unter den vielen wertvollen Grabsteinen ist die Pyramidensäule aus schwarzem Granit besonders denkwürdig: Sie bezeichnet die letzte Ruhestädte 32 jüdischer Opfer mit ihrem Rabbiner, die bei einem Überfall im Jahre 1745 von Panduren barbarisch zu Tode gefoltert worden waren.