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Das Jahr 2015 > 70 Jahre danach

Herbert Scherer



Aufgenommen
ein Vortrag von Herbert Scherer

Mit dem Vortrag „Aufgenommen“ von Herbert Scherer, ehemals Leiter des Gymnasiums Pegnitz, endete die Vortragsreihe „70 Jahre danach. Vertrieben-Angekommen-Aufgenommen“ der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Als Einführung in den Vortrag zeigt Horst-Peter Wagner, Goldkronach
Bilder über das zerstörte Bayreuth. Darunter den Bahnhof, die IHK, das Hauptpostamt, den Wilhelmsplatz, die alte Luitpoldbrücke, die Mainkaserne, das Alte Schloss, den Marktplatz und viele Wohngebäude.
Gerade die Wohnraumnot in Bayreuth griff Herbert Scherer auf. Mehr als 30% waren zerstört. Wohnraumbewirtschaftung war angesagt um die Flüchtlingsströme von über 50 000 behelfsmäßig unter zu bringen. Behelfsheime auch Baracken genannt entstanden. Auch seine Familie war betroffen. Zwar ist Herbert Scherer ein echter selbstbewusster Franke aus dem Frankenwald mit über 400jährigem Familienstammbaum, trotzdem musste die Familie innerhalb einer halben Stunde ihre Wohnung in Bayreuth für die Amerikaner räumen. Sie erhielten zwei Zimmer beim Direktor der Aktienbrauerei.
Einige Ereignisse blieben ihm als Zeitzeugen besonders in Erinnerung. Es begann mit der Programmnacht 1938 in Bayreuth. Halbnackte Juden, geschlagen, verhöhnt und getreten. Viele sudetendeutsche Männer in der Rotmainhalle, die keinen tschechischen Militärdienst leisten wollten. In tschechischer Uniform wurde er zum Volkssturm beordert. Sinnlos! Dann die großen Flüchtlingswellen. Lebensmittelkarten, Wohnraum-kommissionen und Trümmerbeseitigung und trotz des Chaos straff gesteuert von einer guten Beamtenschaft.
Er selbst wurde in den 10 Monate dauernden Ferien 1945/1946 zur Zwangsarbeit und als Erntehelfer eingesetzt oder als Dachdecker beschäftigt um Dächer zu flicken.
Obwohl vieles fehlte lief 1946 der Schulbetrieb in der „Oberrealschule, kurz OR“ wieder geordnet an. Allerdings ohne Bücher. Man musste alles mitschreiben. Lehrer gab es genug, vor allem aus dem Osten, darunter viele junge Lehrerinnen. Hier arbeiteten die Spruchkammern zur Entnazifizierung offenbar schneller. In seiner Parallelklasse, so Herbert Scherer, waren überwiegend Schüler aus „dem Osten“. „Wir hatten keine Berührungsängste und wir kamen uns schnell näher“. Freundschaften entstanden, die noch heute halten.1948 stand das Abitur an. In sieben Fächern wurde geprüft. Überforderung? Nein!
Das kulturelle Leben in Bayreuth erwachte wieder. Es gab Opern, Operetten und Schauspiele. Ein großes Angebot und die Alt- und Neu-Bayreuther nutzten es.
Herbert Scherer ist mit einer Sudetendeutschen verheiratet und deshalb hatte er wohl großes Verständnis für die Neuankömmlinge. Wir haben sie aufgenommen und uns vertragen. Reibereien hielten sich in Grenzen. „Ich denke, wir schaffen dies auch heute“, „auch wenn es schon schwer fällt“, wie er schmunzelnd zugibt.

Manfred Kees
31.03.2015









Das Publikum

Manfred Kees begrüßt die Teilnehmer

 

Die Karte von Europa

Der Referent wird beschenkt

Er freut sich und hat launige Worte

 

Dankesworte

 
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