Homepage der Sudetendeutschen in Bayreuth und Umgebung

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

Die Erschießungen von Totzau

Die Vertreibung

Das Masakker von Totzau
entnommen der Seite
http://find.meinlschmidt.org/totzau/scriptorium/deutsch/archiv/weissbuch/dasd73.html
Bericht Nr. 339

Mißhandlungen, Morde
Berichter: H. K. W., Bericht vom 1. 5. 1951

Beim Bürgermeister von Totzau fanden sich am 25. 5. 1945 zwei kommunistische Kriminalpolizisten ein, um nach dem Orts- und nach dem Kreisleiter der Kreisstadt Kaaden zu fahnden, die sich angeblich im letzten Haus des Ortes versteckt haben sollten. Die beiden begaben sich zu dem bezeichneten Haus Nr. 85 und erhielten die Auskunft, daß die Gesuchten nicht da wären. Daraufhin drangen sie in alle Räume ein und stießen dabei auf den Neffen des Hausbesitzers, Josef Kutt aus dem Nachbardorf Saar bei Duppau. Er wurde für verhaftet erklärt und feuerte plötzlich Schüsse ab, die den einen der Kommunisten töteten und den anderen verwundeten. Dann sprang er aus dem Fenster und floh. Der Verletzte aber rannte blutend durchs Dorf. Als er beim Bürgermeister Alfred Schmidt vorbei kam, stand dieser gerade im Hof. Der Kommunist schrie: "Warum haben Sie uns das nicht gesagt?" und schoß dem Bürgermeister in die Brust. (Noch am selben Abend wurde er, nachdem ihn Frl. stud. med. Christl Müller verbunden hatte, nach Karlsbad ins Krankenhaus geschafft. (Er genas, verstarb aber kurz nach der Aussiedlung nach Sachsen.) Bei der Post angelangt, meldete der Kommunist den Vorfall dem nächsten tschechischen Gendarmerieposten.

Am folgenden Tag mußte die gesamte Bevlkerung um 7 Uhr früh am Kirchplatz antreten. Mit wüstem Geschrei der Tschechen wurden die Häuser durchsucht, die Männer verprügelt, die brauchbaren Sachen gestohlen.

Am 2. Juni 1945, gegen 19 Uhr, rollten zwei Lastautos mit ca. 20 Soldaten der "tschechischen Revolutionsgarde", bekleidet mit bunten Stücken deutscher Uniformen und roten Halstüchern, durch das Dorf und hielten bei der Kirche. Gleich darauf kam der Befehl: "Alle Dorfbewohner am Kirchplatz antreten!" Etwas verzagt fanden sich Männer, Frauen und Kinder ein. Den Männern wurde befohlen, ihren Oberkörper zu entblößen. Dann mußten sie, hinter ihnen die Frauen und Kinder, in Dreierreihen antreten. Der Kommandant stand mit der Pistole vor ihnen, die anderen gingen mit Maschinengewehren auf und ab. Nachdem der etwas angeheiterte Kommandant die letzten Züge aus einer eben in der Kirche gestohlenen Weinflasche getan hatte, hielt er in gebrochenem Deutsch eine Rede, in der er immer wieder brüllte: "Heute werdet ihr alle erschossen! Ganz Sudetenland muß krepieren! Ich habe keine Angst, ich kann Blut sehen! Alle werdet ihr erschossen!" Dabei wurden die Frauen herumgejagt, die Männer gequält. Die Kinder weinten laut. Immer wieder erscholl es: "Heute werdet ihr alle erschossen!"

Um diesen Reden gehörigen Nachdruck zu geben, mußten wieder alle antreten und wurden zum letzten Haus des Dorfes geführt. Dort hatte man unterdessen Furchtbares vollbracht. In diesem Häuschen Nr. 85 wohnte die Familie Bartl, die Ehegatten Johann und Marie und ihre Kinder Marie, Willi und Fritz von 17, 15 und 12 Jahren. Die fünf Bewohner des Hauses lagen, von zahllosen Schüssen durchbohrt, tot im Hausflur. Da es schon recht dunkel geworden war, ordnete der Kommandant an, daß die Leichen mit Kerzen beleuchtet werden mußten und dann    mußten alle, Männer, Frauen und Kinder, vorbergehen und sich dieses schaurige Bild ansehen. Hierauf mußten die Leichen außerhalb des Friedhofes verscharrt werden.

Eine ähnliche Tragödie ereignete sich in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 1945 auf der etwa 20 Minuten vom Dorf entfernten Einschicht, Kottershof Nr. 80. Hier wohnte die Familie Sacher und der Gastwirt Klotz mit seiner Tochter Anna Bernt, geb. Klotz. Die Tschechen erschossen, immer noch unter dem Vorwand, daß der Kreisleiter versteckt sei, das Ehepaar Oswald und Therese Sacher, den Bruder Oswalds, Konrad Sacher und den Besitzer des Nachbarhauses und dessen Bruder: Josef und Ludwig Tobisch. Das einige Monate alte Kind des Paares Sacher wurde nach ca. einem Jahr in der nahen Jauchegrube gefunden. Die Einzelheiten dieser Mordtat wurden erst allmählich bekannt, denn die überlebenden durften unter Todesandrohung nicht darber sprechen. Noch in der gleichen Nacht mußte Anna Bernt, geb. Klotz, Frau G. H. aus Chemnitz, die als Bombenflüchtling in diesem Hause wohnte, und Frau Tobisch, die Gattin des Ermordeten, die Blutspuren verwischen und die Leichen im Garten begraben.

Am 5. Juni 1945 kamen schon in aller Frühe Autos mit tschechischem Militär. Sie umzingelten das Dorf, sodaß es niemand mehr verlassen konnte, durchstreiften die Felder und Wälder, drangen in die Häuser ein, mißhandelten und plünderten. Vormittags brachten sie den Herrn Klotz geschleppt, der in den vorhergehenden Schreckenstagen den Verstand verloren hatte und behaupteten, bei ihm einen Revolver gefunden zu haben. Der Kommandant brüllte: "Es wurden Waffen gefunden, ich lasse 20 erschießen! Kommen nochmals Waffen zum Vorschein, muß das ganze Dorf dran glauben!" Vor der Kirche stand ein Auto, das die Revolutionsgarde bis Mittag schon ganz mit geraubtem Gut gefüllt hatte.

Um 3 Uhr nachmittag kam der Befehl: "Die ganze Bevölkerung beim unteren Gasthaus antreten!" Auf dem Weg dorthin wurde die Bevölkerung geprügelt, die Frauen, die nicht schnell genug laufen konnten, wurden angebrüllt: "Werdet ihr laufen, ihr deutschen Schweine!" Nicht nur die Revolutionsgarde mißhandelte die Menschen, nein, auch tschechische Zivilisten, die mit Reitpeitschen bewaffnet waren und in den.Sudetengau gekommen waren, um sich deutschen Besitz anzueignen. In all dem schrecklichen Durcheinander, das auf der Straße herrschte, marschierte Gendarmerie mit Maschinenpistolen auf. Peitschenhiebe und Fußtritte hagelten auf die Frauen ein: "Laufen, deutsche Schweine!"

Ein Gendarmeriehauptmann verlas die Namen von sechs ehemaligen Parteitmitgliedern, die sich auf der anderen Seite der Straße mit dem Gesicht gegen einen alten Holzschuppen stellen mußten. Der Führer der ganzen Gruppe, ein tschechischer Kommissar, ging dann durch die Reihen der deutschen Männer, zog jeweils einen von ihnen heraus, bis er das gewnschte Maß, 20 an der Zahl, voll hatte. Er äußerte sich des öfteren: "Ich will von der deutschen Sau nichts mehr wissen", oder "Du blonder Germane kommst auch noch dran", wobei er durchwegs große, blonde Männer und Burschen aussuchte. Erst wurde ihnen, während sie mit dem Gesicht - Hände hoch - gegen den Schuppen standen, alles weggenommen, was sie bei sich trugen, dann zog man ihnen Schuhe und Stiefel aus. Unter Peitschenhieben, Gewehrkolbenstößen usw. hatten sie die schwersten Mißhandlungen zu erdulden. Ein 17-jähriger Junge brach ohnmächtig zusammen. Mit einem Kübel kalten Wassers wurde er wieder ins Leben zurckgerufen. An den Händen wurde er vom Erdboden hochgezogen. Als man die Menschen so zwei Stunden mißhandelt und gequält hatte, befahl ihnen der Kommandant, in Zweierreihen hintereinander anzutreten. Dann standen sie uns gegenüber. Man zeigte uns einen ganz neuen, zerbrochenen Revolver, der angeblich gefunden worden war. Dann hielt der Kommandant eine kurze Ansprache und erklärte, daß diese Männer im Namen der Tschechoslowakischen Republik erschossen würden.

Maschinengewehre knatterten, einzelne Pistolenschsse verhallten ... dann verzweifeltes, unfaßbares Schreien von Frauen und Kindern.

totzau_friedhofsplan.gif (54464 Byte)

Gisela Hanl, Totzau Nr. 59, schrieb dem Berichter: "Auch mein guter Mann, Otto Hanl, im dreißigsten Lebensjahr, Vater von zwei Kindern, wurde mit an die Wand gestellt. Schuhe und Wertsachen wurden ihnen geraubt, zwei Stunden lang wurden sie auf das Schlimmste mißhandelt. Es war kaum zum ansehen, aber trotzdem durften wir, ihnen gegenüberstehend, keinen Blick von ihnen wenden. Wie sie sie schließlich halbtot geprügelt hatten, gab einer den Befehl, sie hinzurichten. Im Blute lagen sie an der Straße, wo wir in Gedanken von ihnen Abschied nehmen mußten. Für mich wäre das Schicksal hart genug gewesen, aber ich mußte, nachdem das Maß noch nicht voll war, mit meinen zwei Kindern wie alle anderen Ortsbewohner Haus und Hof und die liebe Heimat verlassen, die jetzt einsam und verwüstet ist."

Frau Rosa Schmidt, Totzau Nr. 60, die damals schwanger war, berichtet: "Mein Mann, Ernst Schmidt, war gesund aus dem Lazarett heimgekehrt, wir erfreuten uns gerade vier Wochen seiner Anwesenheit. Auch er war glücklich, seine Lieben, besonders sein dreijähriges Söhnchen Günther, wieder zu haben. Auch ich stand mit meinem Mann und unserem Söhnchen unter den Zitternden. Nun kam der furchtbare Augenblick. Ein Tscheche ging durch die Reihen, maß mit stechenden, haßerfllten Blicken die Männer und holte einen nach dem anderen heraus. Ich stand wie gelähmt und mir schien das Blut in den Adern zu stocken, als sich seine Blicke auf meinen Mann richteten, als man auch ihn wegriß von seiner Familie und ihn mit Kolbenstößen und Peitschenhieben einhertrieb.... Es ist nicht zu beschreiben, welcher Kummer und welcher Schmerz mir auf der Seele lastete, als ich mit meinem Jungen von der Stelle ging, wo mein lieber Mann einen solchen Tod gefunden hatte. Und als ich von meiner Heimat Abschied nehmen mußte, galt mein letzter Besuch seiner Ruhestätte."

Frau Rosa Schmidt ist heute leidend. Sie konnte sich von dem körperlichen und seelischen Zusammenbruch nicht mehr erholen. Nach schwerer Feldarbeit hat sie von Zwillingen entbunden, der Junge starb gleich und das Mädchen verlor sie nach 6 Monaten.

Nach langem Bitten durfte man die 20 Erschossenen auf dem Ortsfriedhof begraben. Sie wurden auf drei Wagen geladen, der sie dorthin fuhr. Eine Blutstraße zeigte noch lange den Weg an. Es wurde ein Massengrab ausgeschaufelt und die Toten hineingelegt. Kein Hügel durfte von einem Grab künden, alles mußte eingeebnet werden und die Grasstücke mußten wieder so darauf eingeschichtet werden, wie sie herausgestochen wurden.

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü