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Eghalanda Hutzanachmittag April 2015

Das Jahr 2015

Eghalanda
Hutzn-
nachmittag
April 2015
am 16.4.2015

20 Mitglieder konnte Frau Theresia Bartl zum Hutznnachmittag der Eghalanda Gmoi im Gasthof Röhrensee in Bayreuth begrüßen. Egerländer und Sudetendeutsche Landsmannschaft machen auch heuer wieder einen gemeinsamen Ausflug, diesmal  nach Kersbach Krs. Forchheim . Sie feiern dort gemeinsam eine Maiandacht.

Anschließend kam Frau Bartl auf das eigentliche Thema des Nachmittags zu sprechen: Die Gossengrüner Spitzen. Gossengrün, tschechisch Krajkova, ist eine Stadt im Egerland, genauer im Kreis Falkenau. Bereits 1485 wurde Gossengrün das Stadtrecht zuerkannt.
Auf Schloß Hartenberg feierte J.W.Goethe 1822 seinen Geburtstag, das durch seine Anwesenheit unvergeßlich wurde. Letzte Besitzerin war Baronin Franziska Kopal. Frau Bartl wurde der Baronin bei einem Falkenauer Treffen vorgestellt.
Gossengrün entwickelte sich frühzeitig zu einem Zentrum der Herstellung von  Brüsseler Spitzen. Im nahen Erzgebirge war das Klöppeln mehr verbreitet.
Frau Bartls Schwiegermutter unterrichtete von 1903 bis 1908 an der Spitzenschule. Sie berichtete ausführlich darüber:
Im Jahre 1819 hat der Stadtrat von Gossengrün die Bewilligung zur Errichtung einer Brüsseler Spitzenschule eingeholt und auch erhalten. Die Stadt stellte eine Handarbeits- Lehrerin aus Prag ein. Zwölf Mädchen nahmen Unterricht.
In kurzer Zeit gewann diese Spitzenarbeit  einen großen Aufschwung, daß sie zum Haupterwerbszweig des Städtchens wurde. Im Jahre 1890 waren in der Stadt 400 Personen mit der Spitzennäherei beschäftigt. Die ersten Produkte wurden durch den Staat verkauft. Graf Auersperg spendete das Heizmaterial für die Schule, Pfarrer Franz Kolb führte die Rechnung.
Es wurde eifrig darüber gewacht, daß die Kunst nicht nach außerhalb dringen konnte. Bei den Lehrmädchen traf man eine strenge Auswahl. Fremde hatten keine Chancen, auf die Schule der feinen Brüsseler- und Valance- Spitzen. zu kommen
Im Jahre 1900, bei der Pariser Weltausstellung, wurden Spitzen gezeigt, die für Königs- und Fürstenhäuser bestimmt waren. Zu sehen waren die Brautausstattung für Prinzessin Stephany und der Brautschleier für Prinzessin Cumberland, sieben Meter lang und 50 Zentimeter breit.
Durch bestehende Geschäftsverbindungen konnten dauerhaft 190 Näherinnen beschäftigt werden.
Manche Firmen hatten Filialen in Marienbad, Karlsbad und Franzensbad. Hier war eine Tante meines Gatten unter dem Namen „Kathi Fritsch“ beschäftigt.
Im Jahre 1853 wurde die Brautausstattung für die junge Kaiserin Elisabeth von Österreich angefertigt. Den Höhepunkt bildete ein Blumenkleid für die Kaiserin.
Gefertigt wurden alle Arten von Nähspitzen, Venies, Reticella und Valence- Spitzen.
Die Gossengrüner Spitzenkunst wird heute nur noch von wenigen Meisterinnen ihres Faches ausgeübt. International besteht großes Interesse an der Fertigkeit.
Privat wurde die Kunst ausgeübt mit „Blüml nähen“ beim Hutzn .Gegen Ende des 19. Jahrhunderts  wurde das „Bandlnähen“ eingeführt.
Zum Abschluß des Hutznnachmittages zeigte unsere Vüarstaihara Arbeiten ihrer Schwiegermutter. Es waren äu0erst wertvolle Stücke: Tischdeckchen, Kragenbesätze und Set- Deckchen.
Nach knapp zwei Stunden löste sich die Gesellschaft auf, mit den Wünschen einer guten Zeit bis zum nächsten Treffen.

Helmut Mürling


Edle Stücke

Ein Spitzen- Kragen

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