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Quinau im Erzgebirge

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Maria besucht Elisabeth (Mariä Heimsuchung)



Quinau
Märchen im Erzgebirge

Quinau, Aquarell von
Walter Gahlert

Mitten im Erzgebirge, etwa sechseinhalb Kilometer nördlich der Kreisstadt Komotau, liegt, wie ein Märchen mitten in der Landschaft, der Marienwallfahrtsort Quinau. Es hat nicht den Bekanntheitsgrad   von Maria Kulm im Egerland oder Mariaschein, dem Sitz des bischöflichen Priesterseminars bei Graupen.

Trotzdem zog Quinau vor der Vertreibung  zur Wallfahrerzeit sehr viele gläubige Christen an, welche zur Verehrung der Gottesmutter von weither wallfahrteten.
Lassen wir zunächst den Chronisten sprechen: Es begann im 14. Jahrhundert. Die Legende erzählt, daß ein Schafhirte namens Josef Zein die Tiere seines Herrn an der Stelle hütete, an der heute die Wallfahrtskirche steht. Der Knabe stieß einmal einen Fluch aus Unwillen über sein Vieh aus. Da ertönte aus dem nahen Gebüsch eine Stimme: "Josef, unterlasse deinen Zorn, du beleidigst meinen Sohn Jesus." Erschrocken wandte er sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Und er erblickte ein Marienbild in einer Felsennische. Josef bat um Verzeihung. Dann baute er ein Kapellchen um das Marienbild, bei dem er täglich seine Andacht verrichtete.

Lange verschwieg Josef sein Geheimnis. Doch dann erkrankte er schwer. Im Delirium verriet er, was er erlebt hatte. So erfuhr die Öffentlichkeit von seinem Erlebnis. Man suchte und fand in der Felsennische am Berg das Marienbild. Der Knabe äußerte den Wunsch, zum Bilde getragen zu werden. Dies geschah am 4. September 1342. (Über eine Heilung schweigt sich die Legende aus.)
Der Bauer, bei dem der Hirtenknabe beschäftigt war, nahm das Marienbild mit in sein Haus und legte es in eine Schublade. Doch tags darauf war es verschwunden. Nach längerem Suchen fand man es an der ursprünglichen Stelle in der Felsennische wieder. Dieses Ereignis wiederholte sich mehrfach. Man wollte im Dorfe ein Kapelle bauen. Doch über Nacht war das Baumaterial sich oben am Berge wieder. Dies wiederholte sich mehrmals. Die Gläubigen sahen darin schließlich einen Fingerzeig Gottes, dass die hl Jungfrau oben am Berg den Kapellenbau wünschte. Mit Erlaubnis des Grundstücksbesitzers, Graf Gallus Babelus von Lobkowitz, wurde schließlich die Kapelle oben am Hügel gebaut.

Ende des 16. Jahrhunderts feierte man das erste Messopfer in der kleinen Kirche. Da geschah auch schon das erste Wunder. Ein Blinder erlangte seine Sehkraft zurück. Daraufhin wurde die Kirche zum Wallfahrtsort. Die Marienfigur erhielt in der Wallfahrtszeit ihren Platz am Hochaltar. Nach der Messe stand sie dann zur Verehrung auf der Kommunionbank. Die Gläubigen berührten ihr Festgewand und spendeten einen Obolus.

1674 wurde die Kapelle um das Kirchenschiff erweitert und eine Orgel angeschafft. Zehn Jahre später baute man den schönen barocken Turm an. Danach folgte eine Außentreppe, die von den Gläubigen den Namen "Rosenkranztreppe" erhielt. Diesen Namen hat sie heute noch. Die Anzahl der fünfzig Stufen entsprechen genau einem Rosenkranz.

Bischof Jan baxant von
Leitmeritz zur Visite


So zogen die Wallfahrer singend und betend die Treppe hinauf zu Maria von Quinau. Jede Prozession umrundete dreimal die Kirche und zog dann in die Kirche. An den Wallfahrtssonntagen, den drei ersten im Juli, hielt meist der Pfarrer von

der Außenkanzel,  hinter der Kirche, seine "Bergpredigt". Ein Außenkapellchen war überladen mit Votivgaben.
Als älteste Wallfahrer sind Prozessionen aus Eidlitz, Krima, aus Sonnenberg, Weipert, Platz,


Wallfahrer vom Heimatkreis Komotau

Preßnitz, Schmiedeberg, Görkau, Brunnersdorf und natürlich aus der Kreisstadt Komotau bekannt.
Am meisten war der gerahmte Spruch "Maria hat geholfen" zu sehen, mit einer Danksagung für Linderung oder Heilung eines bestimmten Leidens. Dutzende von brennenden Kerzen ließen die Temperatur im Sommer stark ansteigen und machten in dem kleinen Raum das Atmen schwer.

Die Prozession führte immer die Muttergottes- Figur der heimischen Kirche mit. Die Figur sollte die Kraft der Mutter von Quinau mit nach Hause nehmen. Am Fels hinter der Kirche stand in einer Nische eine weitere Marienfigur. Dort entspringt auch eine Quelle. Die Gläubigen füllten das Wasser in mitgebrachte Flaschen für zu Hause ab. Die Mutter wusch mit dem Wasser den Kindern die Augen aus. Das sollte vor Augenkrankheiten schützen.


Viele Jahre sind seitdem vergangen. Die Vertreibung lichtete auch die Scharen der Wallfahrer. Die Kirchen wurden während der Zeit kommunistischen Herrschaft Staatseigentum. Der Eiserne Vorhang verhinderte ein Wallfahren aus dem Westen. Die Quinauer Wallfahrt ging aber in Trutzhain in Oberhessen weiter. Heimatvertriebene Gläubige schufen in einem ehemaligen Kriegsgefangenenlager eine Barackenkirche mit einer Madonna. Diese Baracke wurde später durch den Kirchenneubau "Maria Hilf" abgelöst. Eine neue "schwangere" Madonna, geschaffen vom Uhrissener Holzschnitzer Anton Reinelt ziert den Kirchenraum.
Das, was woanders nicht gelang, wurde in Trutzhain Wirklichkeit: Die Quinauer Wallfahrt lebte in Deutschland weiter. Auch heute noch finden sich an Mariä Heimsuchung (2.7.) zahlreiche Gläubige in Trutzhain ein.
 
Nach der Wende, Anfang der 90er Jahre, zogen auch in Quinau wieder Wallfahrer den Berg  hinauf. Am Nachmittag der drei Wallfahrtssonntage im Juli finden sogar deutsche Messen statt. Die Geistlichen der katholischen Gemeinden im benachbarten Sachsen Olbernhau, Zöblitz und Marienberg  fanden sich zur gemeinsamen Konzelebration der hl .Eucharistie mit den Pfarrern aus Komotau und Görkau   zusammen.

Schließlich gab der tschechische Staat im April 2008 die Wallfahrtsstätte Quinau in die Hände des zuständigen Pfarramtes Jirkov/ Görkau zurück.

Das gesamte Wallfahrerareal benötigt dringend vielfältiger Arbeiten der Instandsetzung. Am dringendsten sind die Reparaturen des Außenbereiches. Die extremen Wetterverhältnisse des Gebirges kennen keine Gnade. So wurden 2008 die Dachbalken erneuert und Anfang 2009 das Dach teilweise neu eingedeckt. Es sollen der Außenputz, die Stuckdecke, die Elektroinstallation, die Entwässerung und Sanitäranlagen folgen. Dies sind nur wenige Beispiele der vielfältigen Aufgaben. Das katholische Pfarramt Jirkov/ Görkau nennt in seinem Kostenvoranschlag eine Summe von über 3,6 Mio. tschechischen Kronen. Das sind etwa 160.000 Euro. Das scheint aber stark untertrieben zu sein. Selbst wenn man die niedrigen Arbeitslöhne in der Tschechei berücksichtigt, liegen die voraussichtlichen Kosten um ein Vielfaches höher. Hinzu kommt noch, dass die Infrastruktur des nahen Dorfes Quinau extrem ungünstig ist. Es gibt heute dort   weder ein Gasthaus noch eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Wallfahrer bringen ihre Brotzeit mit und sitzen, umgeben von den geparkten Autos, auf der Wiese unterhalb der Kirche. Natürlich nur bei günstiger Witterung.
Die Wallfahrtskirche Quinau ist auf Ihrer Aller Spenden angewiesen.

Die im Jahre 2013 neu
renovierte Wallfahrtskirche

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