Anton Günther, ward geboren 5. Juni 1876 in Gottesgab (tschechisch Bozi Dar) im böhmischen Erzgebirge. Böhmen gehörte damals zum Kaiserreich Österreich. Ungarn. Regent war Kaiser Franz Josef I. Der Ort ist mit 1020 m Seehöhe die höchstgelegene Stadt Mitteleuropas und liegt unmittelbar an der Grenze zu Deutschland. Gegenüber befindet sich das sächsische Oberwiesenthal.
Anton war der Sohn von Johann Günther. Günthers gab es da viele. Ein Streifzug über den Friedhof von Gottesgab bestätigt diese Aussage nachdrücklich. Ein jeder in Gottesgab hatte seinen Eigennamen. Der Vater von Anton G., war der Toler Hans. Er kam aus dem Tol , oder aus St. Joachimsthal, unterhalb von Gottesgab. Also nannte man ihn "Toler Hans". Und dem Toler Hans sein Sohn hieß demnach "Toler Hans- Tonl". So einfach war das damals.
Anton Günther mußte im Alter von 19 Jahren sein Vaterhaus verlassen
um in der Fremde Geld zu verdienen. Er machte eine Lehre als Lithograph in Prag. Doch in der Fremde umgeben von Fremden stellte sich bald das Heimweh ein. Es fanden sich schnell ein paar gleichgesinnte Erzgebirgler zusammen zu Heimatabenden, in denen das Liedgut der Heimat gepflegt wurde.
Schließlich kam Toler Hans Tonl auf die Idee, selber Lieder zu verfassen. Sie wurden von den Freunden begeistert gesungen.
Natürlich brachte Anton seine Lieder auch in die Heimat mit. Er reiste mit dem Zug von Prag bis Schlackenwerth und mußte dann in mehrstündigem Fußmarsch in seine Stadt hoch in den Bergen laufen. Dabei könnte das folgende Lied entstanden sein: Grüß dich Gott o du mei Arzgebarch...
Anton Günther war Lithograph. Was lag näher, als seine Lieder auf selbstentworfenen Liedpostkarten drucken zu lassen. Er zog durch die Lande, sang seine Lieder und verdiente Geld mit dem Verkauf der Postkarten. Eines der bekanntesten Lieder ist:
Anton Günther mit Freunden
auf Liedfahrt unterwegs *
Wu de Walder haamlich rauschn...
Der Toler Hans Tone hat einmal dieses Lied vor dem König von Sachsen auf einer Veranstaltung am Fichtelberg vorgetragen. Die Majestät verlangte ausgiebig Zugaben, weil ihm die Passage so gut gefiel: „Mit kann
Anton Günte mit Frau *
Die vielbesungene
"Draakschenk"
in Breitenbach
Keenig mecht ich tauschn...".Natürlich gab es auf über 1000m Höhe auch reichlich Schnee im Winter. Die Arzgebirger sind alle gewissermaßen mit den Brettln an den Beinen auf die Welt gekommen. Natürlich nicht mit solch modernen Dingern wie heute, mit Sicherheitsbindung und so. Ein Paar Brettln, daran Lederriemen, die an die Schuhe gebunden waren. Anton Günther hat dazu seinen Schneeschuhfahrermarsch komponiert.
In einem anderen Lied beschreibt er genau die Geographie die er besingt, nämlich ein Gasthaus an der Grenze von Sachsen, die Draakschenk.
Anton Günther war den politischen Wirren der 30er Jahre nicht gewachsen.1937 wurde im Vorfeld der Sudetenkrise die Grenze nach Deutschland geschlossen. Toler Hans Tonl verlor dadurch seinen Hauptkundenstamm in Sachsen. Im Angesicht des Ruins nahm er sich das Leben. Eine nach Tausenden zählende Trauergemeinde begleitete ihn zu Grabe. Dort wurde das schönste seiner Lieder intoniert. Als seine Grabesinschrift kann man heute noch lesen: S`ist Feieromd.
Das Grab
in Gottesgab
(Bozi Dar)
Großmutter
Anna verw. Günther
geb.Hell*
Die mit * gekennzeichneten Photos stammen aus dem Buch
Der erzgebirgische Volkssänger Anton Günther von Gerhard Heilfurth