Wieder klingen die Osterglocken über das Land. Sie läuten den Frühling ein und künden von der Auferstehung des Herrn. Sie künden vom Sieg des Lebens über den Tod. Über zehn Jahre sind es nun her, daß uns nicht mehr die Glocken der Heimat das Osterfest einläuten. Über zehn Jahre- eine lange Zeit. Und doch ist es uns wohl allen so, als wäre es erst gestern gewesen, daß wir Ostern in der Heimat feierten.
Schon am Palmsonntag begann mit der Palmenweihe das Osterbrauchtum und jeder trug sein Salweidensträußchen in die Kirche, wo die Zeremonien der Weihen stattfanden. In der Karwoche, der Woche danach, wurde das Brauchtum fortgesetzt. Für uns Buben war das "Schnarren" die Hauptsache. Schon früh wurde mit den "Schnarrböcken" oder mit der Handratsche angetreten und der Umgang durch das Dorf begann. In Komotau dreht der Türmer des Stadtturmes eine große Ratsche vor den festgesetzten Gottesdienstzeiten, als Erstz für das Glockenläuten. Bei der alten Kapelle am "Bräuhausbergl" wurde angehalten und gebetet. Am Karfreitag wurde dann beim Abendumgang in der "Wiedenmühle" ein Osterweckerl als Anerkennung ganz stolz entgegen genommen.
Am Karsamstag morgens gegen 9:00 Uhr, da warteten viele auf das Erklingen der Glocken. Wenn sie dann nach dem Schweigen während der letzten Tage wieder ihre Stimmen erschallen ließen, dann klangen diese so frisch und froh. Und viele Mädchen rannten dann zum Assigbach, um sich hier mit frischem Wasser das Gesicht zu waschen, denn in dieser Stunde hatte das Wasser ja eine verschönernde, verjüngende Kraft. Und wer wollte nicht schöner
Den ganzen Tag strömten die Menschen zum heiligen Grab in der Seitenkapelle der Ignatiuskirche am Marktplatz. Vor diesem standen die 92er und später dann die Ministranten "Wache". Feierliche Stille war im Halbdunkel und der Duft zahlreicher Hyazinthen erfüllte den Raum. Am Abend war dann die feierliche Auferstehung. Rings um den Marktplatz, durch ein dichtes Spalier wurde das Allerheiligste unter dem Himmel getragen. In den Fenstern brannten Kerzen und frohe Festtagsstimmung erfüllte die Herzen aller Menschen, denn Ostern war angebrochen- Ostern in der Heimat.
Ein weiterer Höhepunkt der Festtage war das Osterreiten, das stets die Gemeinschaft der "Heimatsöhne im Weltkrieg" durchführte. Fanfarenbläser eröffneten den Reiterzug. Stolz saßen sie alle zu Pferd, die alten Soldaten, die Turner in ihrer grauen Kluft, die Landjugend und die "Eghalanda Gmoi" auf ihren schwarzen Gäulen. Auf dem Komotauer Marktplatz war dann die Feldmesse, vom Stadtturm erklangen Bläserchoräle und am Bummel unter den Lauben drängten sich Burschen und Mädel.
Am Ostermontag kam dann das "Aufpeitschen" an die Reihe. Mit Ruten, die am Ende mit einer roten Schleife verziert waren, ging es zu Verwandten oder zu Familien mit Mädchen und dort wurde dann das besagte Sprüchlein aufgesagt. Als Gegenleistung wurden dann gefärbte Eier und Süßigkeiten in Empfang genommen. Schließlich kam dann am Ostermontag noch der "Emmaus- Ausflug" dran. Es ging nach Schönlind, nach Platten oder einen anderen Ort in der Umgebung der Stadt zu einem guten Kaffee und Kuchen und zu einem Tänzchen.