Still ist sie von uns gegangen. Else Schott verstorben.
Beim Hören ihrer prägnanten Stimme spürte man die ungeheure Kraft und sprühende Vitalität, die von Else Schott ausgegangen war. Diese Gabe setzte sie sowohl im Beruf als auch später im Ehrenamt bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Stadt und Kreis Bayreuth ein.
Nun hat sich Else Schott im 97. Lebensjahr für immer von uns verabschiedet. Ihre letzten Lebensjahre verbrachten sie in einer Bayreuther Pflegeeinrichtung. Zwar hat die SL Kontakt zu ihr gehalten, aber sie war zuletzt nicht wirklich ansprechbar.
Geboren ist Else Schott in der Stadt Schönbach (heute Luby) im Kreis Eger im böhmischen Vogtland. Dort war ihr Vater Bahnhofsvorstand. Er stammte aus Dobschan nahe bei Pilsen und beherrschte perfekt die Tschechische Sprache. Daher musste er im neuen Staat 1919 nicht gleich seinen Posten quittieren. Er wurde jedoch nach Pilsen versetzt. Als aber die Tochter Else 6 Jahre alt wurde, verlangte man, dass sie die tschechische Schule besuchen sollte. Dies wollten die Eltern nicht. Der Vater wurde daraufhin degradiert und verließ den Staatsdienst. Man zog nunmehr nach Asch, dem Heimatort der Mutter. Dort bekam der Vater eine Anstellung in der Fabrik eines Verwandten seiner Frau.
Else besuchte in Asch die Volksschule. Es folgten vier Jahre Gymnasium. Viel Freizeit verbrachte sie mit besonderer Leidenschaft im Turnverein. Dieser Ascher Turnverein war zum damaligen Zeitpunkt der größte im Sudetenland. Zur beruflichen Ausbildung als Kindergärtnerin ging sie nach Stuttgart. Dort gab es eine spezielle Einrichtung für Auslandsdeutsche.
Ihre erste Anstellung fand sie in Reichenberg. Dort hat sie ein Kinderheim mit aufgebaut. Viele Kinder aus dem Reich fanden vor allem im Rahmen der Kinderlandverschickung in diesem Heim für gewisse Zeit eine Bleibe. Zu Kriegsende brachte sie einige Kinder nach Dresden, kehrte aber nochmals zurück nach Reichenberg. Bei diesem Transport der Kinder hatte Else Schott besonderes Glück. Wenige Tage später wurde Dresden bombardiert und Elsa Schott war nicht betroffen. Nach dem Umsturz schlug sie sich mit einer weiteren Erzieherin und einem Kind aus Asch zu Fuß durch in Richtung Karlsbad und erreichte schließlich auch das Elternhaus in Asch.
Dort wohnten die Eltern und die Schwester mit Kindern. Bald mussten sie aber aus dem Haus und Else Schott flüchtete nach Bayern. Durch einen Bekannten erhält sie eine Anstellung im in einem ehemaligen Kindererholungsheim bei Hamburg. Im Heim werden vor allem verlorene Kinder gesammelt.
Mittlerweile wurden ihre Eltern ausgesiedelt und landeten im Bayrischen Wald. Sie ziehen später nach Bayreuth, wo der Vater wieder bei dem Verwandten arbeitet.
Else Schott wird nach weiteren Zwischenstationen Leiterin eines Kinderheims in Hessen. Schließlich zieht sie zu Vater und Schwester nach Bayreuth. Hier arbeitete sie bis zur Pensionierung in leitender Stellung im Heilpädagogischen Zentrum. Rasch übernahm sie mit großem Elan und mit großem Verantwortungsbewusstsein verschiedenste Aufgaben in der SL. Mit besonderem Geschick und großer Kreativität gestaltete Else Schott zahlreiche Veranstaltungen beginnend mit Busfahrten, Muttertagsfeiern, über Weihnachtsfeiern, Lesungen bis zur Kinder- und Jugendarbeit. Aber auch zahlreichen Vorstandssitzungen drückte sie mit ihrem geflügelten Worten „Im Grunde genommen.“ ihren Stempel auf.
Ihre beruflichen Erfahrungen konnte sie einbringen bei der Kindergruppe der SL Bindlach. Hier unterstützte sie maßgeblich Marianne Schieberle und Erna Will.
Schließlich übernahm sie die Leitung der Ortsgruppe der SL Bayreuth und führte diese hervorragend und sorgte für ein breit gestreutes Angebot. Auch für die Arbeit in der Kreisgruppe stand sie stets zur Verfügung und wirkte gestaltend mit.
Die zunehmende Erkrankung ihrer Schwester erforderte Pflege und Else Schott trat vom Ehrenamt zurück. Nach dem Tod der Schwester reihte sie sich nochmals in die Vorstandschaft der Ortsgruppe Bayreuth ein. Ihr Gesundheitszustand machte aber bald die Übersiedlung in ein Pflegeheim notwendig und auch die Arbeit für die SL musste sie einstellen.
Else Schott war ein leuchtendes Beispiel für den ungebrochenen Willen nach dem schmerzlichen Verlust der Heimat nicht aufzugeben, das Berufs- und Familienleben neu zu ordnen und bei der Neugestaltung in fremder Umgebung von vorne zu beginnen. Else Schott war Realistin und nicht verbittert. Sie setzte deshalb auch deutliche Zeichen zur Versöhnung und einem gut nachbarschaftlichen Ausgleich mit den tschechischen Bürgern. Leider war ihr der Erfolg dieser ehren-amtlichen Arbeit auch mehr als 70 Jahre nach der Vertreibung nicht mehr gegönnt.
Die SL Orts- und Kreisgruppe Bayreuth erinnert sich mit Dankbarkeit an Else Schott und wird sie nicht vergessen.