Zurück zu den Wurzeln - Homepage der Sudetendeutschen in Bayreuth und Umgebung

Direkt zum Seiteninhalt

Zurück zu den Wurzeln

Das Jahr 2016 > Busfahrt nach Kladno + Mies
Pfarrer Jiri Hajek
Zurück zu den Wurzeln
Rudolf Hüttner, Kreisobmann von Bamberg  und Margaretha Michel in ihrer Eigenschaft als  Bezirksvorsitzende hatten eine gemeinsame Busfahrt der Sudetendeutschen Landsmannschaft Oberfranken nach Kladrau/Kladruby und Mies/Stribřo vorbereitet. Mehr als 70 Teilnehmer in zwei Bussen aus  Bayreuth, Bamberg, Lichtenfels, Pegnitz und Weidenberg nahmen teil und waren vollauf zufrieden und sehr beeindruckt vom Programm und dem Ablauf dieser Fahrt.

Besichtigt wurde das ehemalige Benediktinerkloster Kladrau und die alte Berg- und Silberstadt Mies. In Mies war an diesem Wochenende das Stadtfest und so konnten die Teilnehmer bei Kaiserwetter und bei böhmischer Blasmusik die Atmosphäre des großen historischen Marktplatzes in Mies so richtig genießen. Rudolf Hüttner, geboren in Mies, führte die Teilnehmer mit seinen Erzählungen und Hinweisen in die Vergangenheit und durch seine Geburtsstadt. Er erzählte über die Erlebnisse aus seiner Kindheit, über die väterliche Drogerie und die unauslöschlichen, schlimmen Vertreibungserlebnisse.

In der Allerheiligenkirche in Mies hielt der tschechische Pfarrer Jirí Hájek für die sudetendeutsche Reisegruppe einen Gottesdienst in deutscher Sprache. Gesungen wurde auch das Lied „Zur heiligen Muttergottes von Mies“, welches der Administrator Jos Putzer aus Mies im Mai 1945 „Meinen treuen Katholiken der Pfarrgemeinde Mies zum Gedenken“ gewidmet hatte. Emotionen blieben dabei natürlich bei vielen Gottesdienstbesuchern nicht aus.
An der Orgel saß und spielte gekonnt Rosemarie Kraus. Sie ist eine Urgroßnichte von Antonin Dvorak.
Diese Wallfahrtskirche ist bekannt und berühmt durch das Wallfahrtsbild der weinenden Muttergottes. Am Fronleichnamstag, dem 20. Juni 1737, bemerkte man an dem Bild der schmerzhaften Muttergottes Tränen. Dieser Vorgang wiederholte sich, sogar mit Blut vermischt. Nach eingehender Prüfung durch eine Kommission gestattete der Erzbischof von Prag die Überführung des Bildes in die Miesner Dekanalkirche. Schon bald strömten Wallfahrer, selbst aus Bayern,  zum Gnaden-bild. Auch Kaiserin Maria Theresia kniete betend vor dem Bild.
Mies mit heute rund 7.700 Einwohnern ist eine alte Bergstadt, liegt an der Mies und gehört dem Kreis Tachau an. Der tschechische Name Stříbro bedeutet übersetzt Silber und weist auf den im Spätmittelalter hier durchgeführten Silberbergbau hin.
Im prunkvollen Reneissance-Rathaus mit den Sgraffitio-Malereien aus dem Jahre 1543 kam es zu einem spontanen Empfang durch den Bürgermeister Karel Lukeš. Seine Zeit war begrenzt. Dennoch, steter Tropfen höhlt den Stein. Er wurde gefragt, weshalb noch immer die deutschen Erläuterungen an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt fehlen. Eine überzeugende Antwort blieb er leider schuldig. Vielleicht gibt ihm aber die Frage einen Anstoß darüber nachzudenken.
Jedenfalls festigen solche Begegnungen das Verständnis füreinander.

Mies ist reich an Sehenswürdigkeiten. Zu nennen sind vor allem der Marktplatz mit dem sgraffitio-verzierten Rathaus von 1543 und der barocken Pestsäule von 1725, die Allerheiligenkirche, der Brückenturm von 1555, die Stadtmauer, das Bergbau-Freilichtmuseum und der Stadtbach mit den beeindruckenden Wasserfällen.

Begonnen hatte die Besichtigungstour jedoch im ehemaligen Benediktinerkloster Kladrau 6 km von Mies entfernt.

Das heutige Aussehen der ursprünglich romanischen Basilika prägte in den Jahren 1712 bis 1726 der Baumeister Johann Blasius Santini-Aichl mit böhmischer Barockgotik. Der ehemalige Konvent und die Prälatur hat Kilian Ignaz Dientzenhofer entworfen. Das Innere der Kirche geht auf die Brüdern Cosmas Damian und Egid Quirin Asam und den Bildhauer Matthias Bernhard Braun zurück. Erhalten ist eine riesige Basilika mit beeindruckender Raumgröße und großen Klostergebäuden. Die Einrichtung der Basilika mit dem Haupt- und zahlreichen Nebenälteren, der Malerei, dem Chorgestühl und der Kanzel strahlt die Glaubensregeln des Hl. Benedikt von Nursia und seiner Schwester Scholastika deutlich aus. Eine seltene Darstellung ist im Tabernakel zu sehen, wo Jesus nur mit einer Hand am Kreuz festgenagelt ist  und mit der anderen Hand das Blut aus seiner Seitenwunde in den hl. Gral, den Kelch lenkt.
Die ausgezeichnete Führung hielt ein junger Tscheche, vorgetragen in einwandfreiem Deutsch und sehr einfühlsam, auch zur religiösen Thematik eines Gotteshauses.
Mitgefahren und gut integriert waren auch zwei Studenten der Universität Bayreuth, Justus Haufe und Luisa Diederichs. Beide –ohne sudetendeutsche Wurzeln- arbeiten an einem Projekt zur Erfassung und Darstellung persönlicher Erlebnisse von Zeitzeugen der Flucht und Vertreibung aus dem Sudetenland. Junge tschechische Filmer produzieren im Rahmen dieses Projektes mehrere Kurzfilme mit Zeitzeugen und mit jungen Tschechen. Am 15. August 2016 stellen die Akteure ihre Ergebnisse öffentlich in Bayreuth vor. Man darf gespannt sein.


Manfred Kees
14.06.2016

Zug zum Gnadenaltar
Benediktiner Kloster Kladrau
Gekonnte Führung
Bekannt und berühmt:
Rathaus Mies
Zweite Pause
Kladrau
Alte Lehrerbildungsanstalt
in Mies
Erste Rast
Abschließende Einkehr
Zurück zum Seiteninhalt